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Volk.

„Ich komme mit allem guten Muth,
Leidlichem Geld und frischem Blut;
Meine Mutter wollte mich kaum entfernen,
Möchte was Recht’s hier außen lernen.“

Alsdorff. Merke dir die Stelle, mein Junge, sie scheint mir ganz auf dich zu passen. Ich will dir noch eine kleine Erklärung dazu geben, doch nicht, wie Mephistopheles. Daß du etwas lernst, versteht sich von selbst. Doch um ein rechter Student zu sein, ist das noch nicht genug. Horch auf, ich will dir das erste und einzige Gebot aus dem Studentenkatechismus sagen. Das heißt: sei kein Philister. Weißt du, was das ist?

Bärmann. Philister gehören in die Naturgeschichte, und werden in zwei Klassen getheilt, in pumpende und nicht pumpende.

Alsdorff. Still, du Rhinoceros, wenn ich rede. Ein Philister ist ein Kerl, der nichts kennt, als sich und seinen Geldbeutel; der dem lieben Gott Buch und Rechnung führt über die Pfennige, die er einem armen Handwerksburschen gibt; der vor einem guten Rocke den Hut tiefer abnimmt, als vor einem abgetragenen; der Kunst und Wissenschaft für dummes Zeug hält, weil sie oft brodlos sind, – der um zehn Uhr zu Bette geht, weil dann der Nachtwächter bläst; der sich Sonntags pflichtschuldigst amüsirt, weil er ein reines Hemde angezogen, – der sich für fromm hält, weil er regelmäßig in die Kirche geht und der Frau Nachbarin neues Kleid bekrittelt, – dessen Lebenslauf mit einer Zeile zu beschreiben ist: er ward geboren, aß, trank, schlief – und starb. Sieh, das ist ein Philister. Solch ein Kerl mußt du nie werden,

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Roderich Benedix: Das bemooste Haupt oder Der lange Israël. J. J. Weber, Leipzig 1846, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Das_bemooste_Haupt_(Leipzig_1846).pdf/22&oldid=- (Version vom 15.5.2023)