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Hauptmann. Alsdorff? Welcher Alsdorff?

Präsidentin. Mein Gott, ein alter Student.

Hauptmann. Wissen Sie etwas Näheres von diesem Alsdorff? Es ist doch nicht der Sohn des Pfarrers von meines Vaters Gute?

Amalie (rasch). Derselbe.

Präsidentin. Woher weißt du das?

Amalie (verlegen). Mich dünkt, es von seinem Stiefelputzer einmal gehört zu haben.

Hauptmann. Das ist mir unangenehm.

Präsidentin. Wie so?

Hauptmann. Dieser Alsdorff war der Spielgefährte meiner Jugend. Wir wurden zusammen erzogen bis ich sechszehn, er neunzehn Jahre alt war. Dann kam ich in die Cadettenschule und er ging zur Universität. Ich habe ihn seit den fünfzehn Jahren nicht gesehen und nichts von ihm gehört, aber unvergeßlich bleibt mir unsere Freundschaft. Es sollte mir leid thun, gegen ihn gerichtlich auftreten zu müssen.

Präsidentin. Ich denke, Ihre Pflicht fordert, die Ehre Ihrer Braut –

Hauptmann (kalt). Sein Sie unbesorgt, ich kenne meine Pflicht. Doch werden Sie mir erlauben, ihn vorher persönlich zur Rede zu stellen.

Präsidentin. Nach Belieben. Doch hoffe ich, Sie werden das bald thun.

Hauptmann. Noch diesen Morgen – gleich – jetzt. Sie werden dann auf irgend eine Art Genugthuung haben.

Präsidentin. Nun so entschuldigen Sie mich für jetzt – nach Tische hoffe ich Sie zu sehen.

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Roderich Benedix: Das bemooste Haupt oder Der lange Israël. J. J. Weber, Leipzig 1846, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Das_bemooste_Haupt_(Leipzig_1846).pdf/39&oldid=- (Version vom 15.5.2023)