Seite:Roderich Benedix - Das bemooste Haupt (Leipzig 1846).pdf/45

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dank ist – inniger Dank gegen den Mann, auf den sie vertrauungsvoll sich stützt?

Alsdorff. Ich bin dir keine Stütze, armes Mädchen.

Hannchen. Nicht? Soll ich es Ihnen noch sagen, wofür ich Ihnen Dank, unendlichen Dank schuldig bin? Wer hat in den bittern Jahren, wo Leiden und Kummer mich trafen, mich aufrecht gehalten? Wer hat mir Vater und Mutter und Geschwister ersetzt, wer ist mir einzig übrig geblieben in der Welt? Wer hat mir den Muth in die Seele gepflanzt und das Vertrauen auf eine höhere Lenkung, das meinen Blick in die Zukunft heiter macht? Soll ich Ihnen nicht danken für das Bewußtsein innern Werthes, das Sie mir verliehen?

Alsdorff. Mein gutes Hannchen!

Hannchen. Soll ich Ihnen nicht danken für Ihre treue Liebe, aus der allein die Freuden flossen, die ich hier noch gehabt habe? Und glauben Sie, daß es einen Preis in der Welt gäbe, wofür ich Ihre Liebe – meinen höchsten und einzigen Schatz aufopferte?

Alsdorff (zieht sie innig an sich). Du beschämst mich, Hannchen, höre auf, – ei seit wann hast du die Rollen umgedreht, daß ich von dir mir Muth und Stärke holen muß?

Hannchen. Ist es Ihnen unangenehm, auch von mir einmal etwas anzunehmen? Doch nein, das kann es nicht sein. Versprechen Sie mir, Fritz, nie wieder solche Reden zu führen.

Alsdorff. Hier, meine Hand – doch still, ich höre kommen.

Empfohlene Zitierweise:
Roderich Benedix: Das bemooste Haupt oder Der lange Israël. J. J. Weber, Leipzig 1846, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Das_bemooste_Haupt_(Leipzig_1846).pdf/45&oldid=- (Version vom 15.5.2023)