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wieder – o Fritz, das ist die erste, recht innige Freude nach langer Zeit.

Alsdorff. Sieh Karl, mein Leben ist arm, aber solche Augenblicke sind Ersatz für Vieles und halten lange vor.

Hauptmann. Mache mich nicht weich – Mensch – ich glaube du weinst.

Alsdorff. Warum soll ich nicht weinen? Freudenthränen sind das schönste Geschenk, das die Natur dem Menschen verlieh. – Wie bei deinem Anblicke die Jahre vor meinem Geiste schwinden. Ich sehe uns wieder Hand in Hand in der Laube sitzen, wo dein guter Vater uns erzählte von den Helden des Plutarch, ich sehe uns stehen vor deiner trefflichen Mutter, die uns ausschmälte ob unserer Wildheit und doch ihre Freude nicht verbergen konnte, daß ihr Sohn keine Schlafmütze geworden war. Ach sie sind todt, die Trefflichen – und meine Aeltern – es ist Alles dort hinüber.

Hauptmann. Still, still davon. Nur jetzt nicht von diesen heiligen Erinnerungen, mir knüpfen sich zu viel schmerzliche Gedanken daran. Es werden ruhigere Stunden kommen, wo wir uns im Geiste in dem Paradiese unserer Jugend ergehen können. Heute ist mein Gemüth von zu vielen, andern Dingen aufgeregt und ich muß Anderes und Nothwendigeres mit dir besprechen.

Alsdorff. Wohl – noch diesen Händedruck – und nun sprich.

Hauptmann. Zuvörderst, wie ging es dir seit unserer Trennung?

Alsdorff. Als du von Hause wegkamst, bezog ich die Universität. Bald darauf starben kurz hinter einander meine

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Roderich Benedix: Das bemooste Haupt oder Der lange Israël. J. J. Weber, Leipzig 1846, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Das_bemooste_Haupt_(Leipzig_1846).pdf/49&oldid=- (Version vom 15.5.2023)