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Hannchen. Wer das reine Bewußtsein im Busen trägt, kann das Urtheil der Welt verachten.

Alsdorff. Du bist mir nur hinderlich.

Hannchen. Ihre Liebe ist stark, sie wird auch mich mit tragen.

Alsdorff. Ich wandere zu Fuß, weit vielleicht, in Hitze und Kälte, in Noth und Entbehrung – es geht nicht, mein Mädchen.

Hannchen. Soll ich nicht tragen können, was Sie ertragen? O, das Weib ist stark im Leiden. Ich gehe mit dir, ich muß mit dir gehen. Ich habe niemand mehr auf der weiten Welt, als dich, mein Fritz – du bist mir Alles, – Vater und Mutter, Freund und Geschwister – ich lebe nur in dir, ich will nur für dich leben, ich kann, ich will dich nicht verlassen!

Alsdorff (im schmerzlichsten Kampfe). Hannchen, laß mich allein gehen meinen trüben Weg. Wer weiß, wie bald wir uns wiedersehen.

Hannchen. Meinen Sie, ich könnte die Zeit der Trennung ertragen? Soll ich tagelang, wochenlang keinen Gedanken haben, als Sie mit Noth und Kummer kämpfend zu wissen? Sollen meine Gedanken das Bild meines Freundes im Elend täglich mit neuen frischen Farben mir vorführen? Ich kann es nicht, ich kann mich nicht von dir trennen. Nimm mich mit dir, Fritz! (Mit rührender Bitte.)

Alsdorff. Aber wie, als was wolltest du mich begleiten?

Hannchen (die Augen senkend). Als deine Freundin. Mögen die Leute die Köpfe schütteln, wenn sie uns zusammen

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Roderich Benedix: Das bemooste Haupt oder Der lange Israël. J. J. Weber, Leipzig 1846, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Das_bemooste_Haupt_(Leipzig_1846).pdf/81&oldid=- (Version vom 16.5.2023)