Seite:Samuel zieht die Bilanz und Tomi melkt die Moralkuh oder Zweier Könige Sturz.pdf/12

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Wie Gotthold Ephraim einst Grenzen zeigte
Edier ich Tomis Schrift, damit Ihr seht
Am Lied, das ich dem lieben Semmi geigte,
Die Grenze von Satire und Pamphlet.
Satiriker bin ich hier, wie mich deuchte,
Pamphlete schrieben Tom und sein Prophet.
Dies meine Ansicht. Ob mich Irrtum narrte,
Schreibt’s bitte mir auf einer Ansichtskarte.

Eins schmerzt mich freilich: daß Papier und Letter
Enthüllen muß so zarten Bruders Blöße.
Ich habe Mut. Kreuzhimmeldonnerwetter!
Doch.. schlägt ja Tom sich nur auf Semmelklöße.
“Mein Leben für mein Wort“, schrieb ich dem Vetter,
“Mit ihnen schieß ich nicht“, schrieb sehr pompöße
Herr Tom zurück, „auch hab ich grad Migräne
Und Knallen tut den Nerven garnicht bene“.

Ich hör, gleich wie auf Heine Madame Menzeln,
So sei seither auf mich Frau Katja wütig.
Kläuschen, Ihr Bruder, frozzt sie mit Sperenzeln,
Zum Beispiel, ob wohl Tom hermaphroditisch?
Auch seines lieben Söhnleins frühreif Hänseln
Stimmt unsern armen Tom antisemitisch,
Und hört er auf der Straß den Namen Mann,
Fangen die Beinchen ihm zu zittern an...

12.[1]

Nicht gerne ließ ich dies Geschreibsel drucken,
Und wär es möglich, hätt ich’s unterdrückt,
Doch Tom und Samuels verfluchte Mucken
Benehmen sich ja reineweg verrückt. –
Ich laß ja schließlich mich in Ruh bespucken,
Doch kommt ein Punkt, wo mich auch Zorn mal jückt,
Dann heb ich scherzend auf, was sie geschmissen,
Und zeig’s dem Volk, ich hab ein gut Gewissen.

Ein gut Gewissen, aber große Scheue:
So eigne Käuze, wie mein Tom und Schmühlchen,
Behaupten noch am End in aller Treue,
Ich wolle mahlen nur auf ihren Mühlchen,
Dukaten schlagen mir aus ihrer Spreue,
Mich wichtig tun mit ihren Haßgefühlchen.
Vor solcher Optik –, alles war schon da,
Wie schütz ich mich? ich hab es, Heureka!


  1. Abschnitt 11 nicht vorhanden