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Wider Thomas Mann

von

Theodor Lessing.

(Wiederabdruck aus Nr. 10 der „Schaubühne“ vom 10. März 1910.)



“Diese Krone des Lachenden, diese
Rosenkranzkrone... ich selber setzte
mir diese Krone auf, ich selber sprach
heilig mein Gelächter. Keinen andern
fand ich heute stark genug dazu“.


Ulyß, der Griechen Edelster, stieg würdevoll-widerwillig von stolzer Traumburg, um Thersites zu züchtigen. Den armen Schacher, den unverschämten Stümper, den alternden Nichtsnutz, das schäbigste Exemplar der schlechtesten Rasse, geduckt durchs Leben schleichend, ein geduldeter Privatdozent... Sie haben mit fiebernder Galle, verehrter Herr Thomas Mann, Ihren Blutsfreund gerochen: Samuel Lublinski, Prokurist bei Klio & Co. (für die er alljährlich die deutsche Kulturbilanz zieht).. Sie haben „alle anständigen deutschen Schriftsteller“ darüber aufgeklärt, daß dieser Mann, den ich rücksichtslos ausgelacht habe, ein durchaus ernsthafter Schriftsteller ist. (Oh bei Gott, ein „durchaus ernsthafter“!) Sie haben festgestellt, daß er ein Ehrenmann ist, dem niemand nichts beweisen kann! Sie haben, ein eminenter Psycholog, sogar herausgebracht, warum ich eigentlich mein schäbiges Winkelpamphlet geschrieben habe,.. obwohl ich doch gar keinen Grund dazu hatte. Weil Samuelchen mich in seinen Bilanzbüchern nicht erwähnt hat. Die Wahrheit tritt endlich an den Tag...


2.

Ich habe nicht erwartet, meiner Satire vorausbemerken zu müssen, daß ich Herrn Manns Freundchen schätze. Nur seinen Stil schätze ich nicht, weil seine große Gescheutheit meine Nerven alteriert, und weil ich heilig glaube, daß er von den Gegenständen, die er verurteilt –, (Gott, die