Seite:Samuel zieht die Bilanz und Tomi melkt die Moralkuh oder Zweier Könige Sturz.pdf/41

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dramatiker und in jenen von ihm so dringlich empfohlenenTomi verachtet. philosophischen Werken seine weichliche Unfähigkeit erwiesen.... wird er nun, ein alternder Nichtsnutz, am Polytechnikum in Hannover als Privatdozent geduldet“. O weh, Ihr Schwiegervater zumeist handelte gewissenlos, da er mich zu diesem äußerst glanzvollen Posten an.. empfahl.... „Es ist nicht zu sagen, wo überall Herrn Lessings Wiege gestanden haben könnte, gesetzt, daß er eine gehabt hat, dieser unfähige Stümper, der froh sein sollte, daß auch ihn die Sonne bescheint“. So muß ich also dem Bruder ernst untersagen, vor Literaturmob die Schwester zu beschimpfen, die mich anders schätzt und meine Freundin ist...

Vor diesen ganz sinnlosen Beschimpfungen, die selbst vor Betastung persönlichen Adytons, vor Verdächtigung des mir ehrwürdigsten, treusten Menschen, vor Weitertragen albernen Klatsches nicht zurückscheuen..., was bleibt mir übrig, als öffentlich den mir schmerzlichen Vorwurf zu erheben, daß Sie, Thomas Mann, aus dem Motiv gekränkter Dichtereitelkeit, den Versuch gemacht haben, das Prestige ihres großen Bürgerruhms gegen meine unbekannte Existenz ausspielend, mich um den ethischen Kredit zu bringen?! – Das ist Ihnen dank Ihres bürgerlichen Renommees, dank der Unbekanntheit meiner Werke, dank auch ferner all der Mißdeutungen, die für gemeine Denkart in meine Lublinski-Satire sich billig hineininterpretieren lassen, zunächst geglückt... Aber Sie werden mich nicht lehren, mit Ihren Waffen zu erwidern!




4.

„Wahrlich, ich mag sie nicht, die Barmherzigen,
zu sehr gebricht er ihnen an – Scham...
Lernen wir besser uns freuen, so verlernen
wir am besten andern Wehe zu tun und Wehes
auszudenken“.

Sie halten also Samuelchen für den „berufenen Richter unserer Zeit“. „Von ihm verurteilt zu werden, ist auszeichnend“. – Wirklich, Tom, das macht mich froh! Denn gestehe ich nur, mein „niederträchtig Pamphlet“ hat mir doch einige Gewissensbisse gemachte „Wie?“ dacht ich bei mir, „ist denn solch Sujet Deiner Erregungen wert? Solch ein lausig Sujet? Wo steckt da der „Ewigkeitszug“?“... Die ästetische Freude an Bosheit nämlich wird bei lausigen Sujets allzu leicht von „bürgerlichen“ Sentiments durchkreuzt, wie Rührung, Gemüt, Zuneigung,