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II.

Antwort an S. Lublinski – Rom

von


Theodor Lessing.

Wiederabdruck aus dem „Blaubuch“ Nr. 15 v. 14. April 1910.


“Dieses Glas frischen Quellwassers, Herr
Pastor, wird zum Niederschlagen Ihres
aufgeregten Geblütes sehr dienlich sein“.
G. E. Lessing an Samuel Lange.


1.

Geehrte Redaktion des Blaubuchs: Ich weiß nicht, ob Ihr Freimut gestattet, Worte von mir ins Blaubuch aufzunehmen, da Sie mich ja für einen auszurottenden Schädling halten....

Am 24 März d. J. brachten Sie unter dem Titel „Eine Aufforderung an den Doktor Lessing“ einen Artikel des Schriftstellers Herrn Samuel Lublinski–Rom, den ich Schurke karikiert habe... Sie fügten hinzu, daß Herr Lublinski–Rom diese Antwort nur mühsam seiner Verachtung für meine Person abgerungen hat... Was enthält nun Herrn Lublinski–Rom’s Artikel? Er fordert mich auf, Bedauern auszusprechen, seine „literarische Persönlichkeit ohne genügende Unterlage kritisiert zu haben“. Anderfalls Herr Lublinski–Rom (so drückt er sich aus) sich „am Ende“ dazu herablassen werde, auch mich zu karikieren...

Tonart und schlechter Stil beruhigen mich ganz erheblich... Als Friedrich Nietzsche den „Bildungsphilister“ parodierte, da schrieb er an die Schwester etwa so: „Nur eines machte mir Schmerz, einem verdienten Manne, der doch immerhin würdig war, mit Leidenschaft von mir persifliert zu werden, persönlich wehe tun zu müssen. Nun aber, da ich sehe, welch ahnungsloser satisfait er ist, schwindet mein letztes Restchen bürgerlicher Schwäche“. – Herr Samuel Lublinski – Rom ist, – nicht zwar als geistige Persönlichkeit, wohl aber in allerlei Einzelzügen ein stärkerer Autor, als