Seite:Samuel zieht die Bilanz und Tomi melkt die Moralkuh oder Zweier Könige Sturz.pdf/67

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Zweitens: „Die nächsten sieben Wochen hat der spaßhafte“Vom übel berichteten Papst an den besser zu berichtenden.“ Witzbold vor mir Ruhe, da ich ihn in Italien vollständig vergessen und mich erst in Deutschland an ihn erinnern werde.“ – Hier, meine Herren Richter, liegt der Hase im Pfeffer. Edle Gesinnungen haben wir Menschen bekanntlich alle. Im Rechte glaubt jeder zu sein. Worauf es in literarischen Streitfällen, wie diesem, ankommt, ist das Maß von Opferkraft, von Treue, von Leidenschaft, meinethalb von Fanatik des Hasses oder der Erbitterung, mit dem jeder für seine Art Auffassung eintritt. Wenn ich Herrn L.’s stolzende Wesensart komisch finde, wenn ich (durch häßliches Pamphlet leider gezwungen), Herrn Thomas Mann, dessen geistige Qualitäten ich liebe, als zartes Talent glossiere, getragen von defektem Menschentum, dann weiß ich genau, was ich da sage. Ich bin gewillt, für diese Entäußerung einzutreten! Wenn’s not tut, mit meiner Existenz! Wenn Sie aber, sehr geehrte Herren Richter, mich öffentlich infam machen, die moralische Rachsucht des Volkes mobil machen... sind Sie dann auch gewillt, für diese Ueberzeugung, wenn’s not tut, Existenzen einzusetzen?

Sie, mein geschätzter Herr Lublinski – Rom, gehen jetzt auf Gräbern der Päpste heiter lächelnd spazieren, unbekümmert im selbstgerechten Gemüte. Nur en passant wollen Sie mich ein bischen bürgerlich infamieren. Und es handelt sich doch um Fragen persönlichster Ethik, für die man sich einsetzen muß. Glaubt mir, edelentrüstete Moralisten, durch die Hetze auf Holzpapier, die Ihr durch Wochen veranstaltet habt – „zielbewußt und unentwegt“ durch verständnislosen Boykott, der öffentlich ächtet, ohne auf die fremde Art Weltschau eingehen zu wollen, habt Ihr gewissenloser gequält und geschadet, als je eine künstlerisch gemeinte, bewußt verantwortete Satire quälen oder schädigen kann! Moralisch entrüstet sein... wie billig ist das! Aber wenn sämtliche Idealisten Deutschlands meine Existenz erschweren würden, ich könnte nichts widerrufen und nichts bedauern, als nur, daß der Gegenstand meiner Satire zu unerheblich ist, um all die großtönende Emphase zu rechtfertigen. Ich habe mit künstlerischen Mitteln ästhetische Ueberzeugung vertreten. Ohne Galle und Uebelwollen. Urteilen mag jeder, wie er muß! Allemal unerlaubt aber ist, einen Autor für einen schlechten Kerl zu erklären, weil sein Werk nicht behagt. Niemand hat das Recht, Motive zu verdächtigen, weil er mit mir nicht übereinstimmen kann. Ich stimme mit meinen dreiunddreißig literarischen Richtern nicht überein.