Seite:Samuel zieht die Bilanz und Tomi melkt die Moralkuh oder Zweier Könige Sturz.pdf/71

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

II.

Haut ihn tot!

von

Julius Weber – Czernowitz.

Wiederabdruck aus der „Volkswehr“ Czernowitz vom 21. Februar 1910.


“Seit Wochen warte ich mit vor SchmerzBeiträge zur Psychologie der „Presse“. zusammengekrümmtem Herzen auf lauten Protest gegen den bedeutungslosen obskuren Privatdozenten, dessen klägliche Geistesarmut und obstinate Impotenz aus verzweiflungsvoller Isoliertheit wohl zur Berühmtheit[1] gelangen möchte... Wer ist denn eigentlich dieser Herr Theodor Lessing? Ich muß die Beantwortung dieser Frage vorausschicken, weil ich die feste Ueberzeugung habe, daß sein Name in wohlverdienter Vergessenheit bliebe, wenn nicht ein unglückseliger Zufall es gefügt hätte, daß dieser Name an jenen großen deutschen Dichter und Denker Lessing erinnert. Herr Theodor Lessing hat aber mit jenem großen Denker nichts gemein! Jener war ein arischer Philosemit, dieser ist ein jüdischer Antisemit. Theodor Lessing ist einer von den zahllosen Kläffern, die hinter der deutschen Literatur und Philosophie einherlaufen und nach der Art der Köter an jeder großen Mauer stehen bleiben, um sie zu verunreinigen. Unser neuester Lessing ist der Sohn armer jüdischer Eltern, die einer streng religiösen Familie entstammen. Er verriet schon früh einen starken Charakter und eine abgeklärte Weltanschauung. Um die Tochter eines preußischen Generals heiraten zu können, ließ er sich taufen. Vor etwa zwölf Jahren begann er seine sogenannte schriftstellerische Tätigkeit. Er veröffentlichte Gedichte und andere Prosaschriften. Diese Erzeugnisse waren von so kläglicher Art, daß sie in den ernsten literarischen Kreisen Deutschlands ein mitleidiges Lächeln hervorriefen. Herr Lessing war dann verschiedentlich auch als Bildner der


  1. Vorlage: Berühmheit