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Blatt heißt – – „Die Hilfe“! Wenn es das Kapitel des journalistischen Anstands abhandelt, sollte es auch diesen Beitrag berücksichtigen!




Aus der „Staatsbürgerzeitung“ – Berlin vom 20. Februar 1910.


“Herr Paul Zschorlich, der sich, wie aus unserem Feuilleton bekannt, zum Verteidiger des von Herrn Lessing aufs gemeinste angegriffenen Samuel Lublinski aufwarf, hat sich in unserer Geschäftsstelle als Arier mit Gerechtigkeitsgefühl vorgestellt. Von der Redaktion war leider gerade niemand anwesend. Auf die von Herrn Zsch. angebotenen weiteren Beweise verzichten wir, stellen aber mit Genugtuung fest, daß sein Reinlichkeitsgefühl sich sträubt, als Stammesgenosse der Makkabäer angesehen zu werden“.




Literarische Ehrengerichte.

Zuschrift an Maximilian Harden vom 4. April 1910.


Durch unerheblichen Anlaß ist eine Frage mir nahe gerückt, mit der mein literarisches Gewissen sich oft beschäftigt hat. Die Frage nach dem Recht unbeschränkter Pressfreiheit deren Mißbrauch und Gefahr ebenso klare ist, wie Gefahr und Mißbrauch allgemeinen direkten Wahlrechts.

Ich hatte gelegentlich eine harmlose Satire veröffentlicht. Zart und kunstheiter, fröhlicher Bosheit voll. Eine groteske Drolerie. Sie parodierte einen Schriftstellertyp, den ich gern meide. Einen doktrinären, schulmeisterlich rechthaberischen und bücherweisen, den ich den espritjüdischen nannte und den fröhlich zu verspotten mir umsomehr anstand, als ich selber stets mit Stolz mein jüdisches Blut bekenne und grobe Organe zweifellos sagen werden, daß ich nur meine eigenste Haut zu Markte trug.

Ich karikierte einen trefflichen Schriftsteller, den ich für ebenso empfehlenswert als theoretisch langweilig halte, dem ich Mensch zu Mensch ebenso willig jede bürgerliche Ehre erweisen würde, als mir sein Stil fatal und seine stelzende Art kunstkritischen Raisonnements schwer erträglich ist. Herrn Samuel Lublinski, weicher ein Buch veröffentlichte unter dem zensurierenden Titel: Die Bilanz der Moderne. Ich schilderte diesen Mann mit burleskem Spaße so, wie er als angehender Berliner Literat vor etwa zehn Jahren aus seinem östlich-polnischen