Seite:Saxoniae Inferioris (Merian) 052.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

tenent tantum Chauci, Sed et implent, populus inter Germanos nobilissimus. Ptolomaeus aber lehret / wie diese Chauci vertheilet vnd vnterschieden gewesen / lib. 2. cap. 11. Partem, ait, quae secus Oceanum est, habitant supra Busactores Frisii usque ad Amasum fluvium, post hos Chauci, qui appellantur parvi, usque ad fluvium Visurgim, deinde Chauci Majores dicti, usque ad Albim fluvium. Welchen Vnterscheid der Chaucorum bestättigt Plin. lib. 16. hist. cap. 1. Sunt in Septentrione visae nobis Chaucorum gentes, qui majores minoresq́ue appellantur. In folgenden Zeiten aber / haben die Chauci diesen Nahmen abgelegt / so in den Nahmen der Sachsen verwechselt / oder verändert worden / welcher sonsten bey den Alten vnbekant gewesen. Bemeldte Sachsen seynd unterschieden in Ostvalos, oder Saxones Orientales, die annoch der Sachsen Nahmen behalten / so zwischen der Weser vnd Elbe belegen / vnd die Westphalos vel Saxones Occidentales, so jenseit der Weser in Westphalen wohnen / Vid. sup. Topograph. Westphal. f. 5. a. Woher aber der Nahme Bremen dieser Statt (so in Wigmodia juxta Diploma fundationis Dioeceseos Bremensis, gelegen / cujus nomen una cum Chaucis interiit) entstanden / vnd erwachsen seye / davon seyn vngleiche Meynungen. Etzliche muthmassen / weiln allhie über die Weser ein Vberfahrt gewesen / daß von den breiten flachen Schiffen / so in Nieder-Sachsen Pramen genant / dieser Nahme entstanden / Andere wollen / weiln an diesem Ort die Genista oder Brämkraut häuffig gewachsen / dahero der Name Brämen erwachsen.

M. Martinius in Lexico Philologico statuirt / weiln Bremen vff den Gräntzen deß Teutschen Reichs / nach dem Oceano oder Seewerts gelegen / dannenhero quasi fimbria, ein Bräme oder Saum die Statt genant worden; Die Polnische Geschichtschreiber aber vermelden / daß dero Fürst Lechus an diesem Ort ein Vestung gelegt / so wegen beschwerd der stättig daselbst ligenden Besatzung / Breremie, h. e. onus genant / uti ex Vapovio refert Cromer. de gest. Polonor. libr. 2. in. pr. quibus contradicit. P. Cluver. in German. antiqu. lib. 3. cap. 18. f. 74. Ins gemein aber ist der Geographorum Meynung / daß Bremen deß Ptolomaei Phabiranon seye / Vid. Munster. lib. 3. Cosmograph. cap. 453. Mercat. in Atlant. tab. Westphal. 1. Bertius in Comm. Germaniae Magnae p. 106. Et in Civitate Bremensi, ubi citat Francisc. Irenicum. Martinius in Lexico Philologico, verbo Phabiranum, ubi allegat Appianum, et Peucerum. Sonderlich aber schreibet hievon obgedachter P. Cluver. sup. alleg. lib. 3. cap. 18. Apud Ptolomaeum locus Germaniae legitur nomine Φαβίρανον Fabiranum, cujus situs probè quadrat in celebrem nunc urbem in dextra Visurgis ripa BREMEN. Nec nomen omninò abhorret, nam demptâ priore syllaba reliquum BIRANUM satis aperta vestigia gerit vocabuli BREMEN; et quid scio an non apud Ptolomaeum M. corruptum sit in N. integrumque; vocabulum fuerit FABIRAMUM? Gewiß ists / wie vorhin berührt / daß der situs Phabirani apud Ptolomaeum lib. 2. Geograph. cap. 11. mit dem Lager der Statt Bremen gantz wol überein komme. Gedachte Statt ligt am Weserstrom / so vom Wasser oder Gewässern / vnd verschiedenen Wasserströmen / so sich drinn ergiessen / also genant / Latinè Visurgis quod vi surgat, vnd bey den alten Historicis, VVerra, VVerraha, VVisura et VVisera. Vid. Mercat. in Atlant. tit. Germania. Selbiger Fluß entspringt in Francken / im Thüringer Wald / theilet sich in zwey Ströme / die Werra vnd Fulda genant / welche durch Hessen vnd Thüringen abfliessen / sich endlich vnter der Statt Münden vereinigen / vorige Nahmen ablegen / vnd von dannen biß in die Gesaltzene See / die Weser dieser Fluß genant wird / Inmassen dann offtgedachter Weserstrom von gemeldter Statt Münden / durch die Landschafften Braunschweig / Paderborn / Corvey / Ravenspurg / Schaumburg / Lippe / Minden / Verden / Hoyen / Bremen / Delmenhorst / Oldenburg / sich herab ziehet /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Saxoniae Inferioris. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1853, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Saxoniae_Inferioris_(Merian)_052.jpg&oldid=- (Version vom 4.12.2022)