Seite:Saxoniae Inferioris (Merian) 108.jpg

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Wein 28672. Stübichen / wie im Quedlinburgischen Exemplar; im Halberstättischen aber also stehet: Ein Fuder hält reichlich Stübichen 240. vnd an Rheinischer Maß 480. vnd thut der Wein an Ahmen 966. vnd 32. Stübichen / Ein Stübich hält 8. Pfund / ein Fuder hält 6. Ahm / ein Ahm aber 2. Eimer / vnd 4.Stübichen. Am Gewicht ist das ledige Faß schwer 636. Centner / 18. Pfund / ohne das Lager / deren / wie der besagte Halberstättische Druck meldet / zehen seyn / darauff es ruhet / gleich rund / wie das Faß / biß fast auff den halben theil / gar künstlich verbunden. Vnweit von diesem Grüningen / im flachen Felde / ist ein tieffes gantz felsichtes Loch / gleich wie ein mit fleiß außgehölter / vnd gemawrter Brunn / in welchen / so man einen Stein würffet / man denselben erst über lang ins Wasser fallen höret / vnd rauschet das Wasser unten stätig / wie ein starck fliessender Strom. Etwas weiter hinauff gegen dem Walde / der Hackel genant / ist noch eine andere art eines Erdfalls / gantz voller Wasser / vnd doch eine darauff von Rohr gewachsene / schwimmende / vnd gleichwol ganz grundlose Materi / auff welcher stäts viel Aenten ligen / so man aber deren schon etliche schiesst / seynd sie doch / wegen der vnermeßlichen Tieffe / vnd Grundlosigkeit / nicht abzulangen: Wie in einem / von einem hohen Ort / Anno 1649. vns zukommenen Bericht stehet.


Güstrow /

Statt / Schloß / vnd Fürstlich Mecklenburgische Residentz / vier Meilen von Rostock gelegen / vnd dem Herrn Gustaff Adolphen / Hertzogen zu Mecklenburg etc. Hertzog Hanß Albrechten / der Anno 1636. den 23. Aprilis / gestorben / ainigem Herrn Sohn / gehörig. Das Schloß ist sonderlich allhie zu sehen. In der Statt ist eine Stifftskirchen / so für eine Pfarrkirche gebrauchet wird; deren Pröbste dem Rath allhie nicht vnterworffen seyn; wie Cothman. vol. I. resp. seu consil. 21. in factispecie fol. 190. schreibet. Henricus Burewinus II. Herr zu Mechelnburg / vnd Rostock / hat / im Anfang seiner Regierung / dieses Stifft Anno 1226. angerichtet / vnd besagte sehr schöne Kirch in die Ehr der H. Caeciliae erbawet. Zun Zeiten deß Pommerischen Apostels / Bischoff Ottens zu Bamberg / solle dieser Ort auch den Christlichen Glauben angenommen haben. Anno 1631. kam Statt / vnd Schloß / wieder in deß rechten Herrn Hände / vnd hat der König auß Schweden darauff die beyde vertriebene Hertzogen auß Mechelburg / den 25. Junij / mit grossen Frewden der Vnterthanen / allhie wiederumb eingeführt / vnd Ihnen den Huldigungs-Eyd leisten lassen: Hergegen der König die Burger befreyet / vnd befohlen / daß ein jede Mutter jhr säugendes Kind bringen / vnd ihme von dem Wein / der da außgeschenckt ward / bey diesem Frewdenfest / zur Gedächtnuß zu trincken geben solte. Es ward auch Müntz außgeworffen / auff deren einen seiten der Fürsten Brustbild / auff der andern ein Pelican / der sich in die Brust hacket / vnd sein Blut den Jungen zu saugen gibt / zu sehen war. Im ersten Theil deß Schwedischen im Teutschland geführten Kriegs / wird fol. 190. gemeldet / es hätten / im besagten 31. Jahr / die Hertzogen von Mechelburg eingenommen / Güstrow / Butzow / Schwan / so die Keyserischen verlassen; item Gadebusch / vnd Schwerin; vnd die Schwedischen die Statt vnd Schloß Plauen / item das Hauß Mirow. Im Eingang deß Hornungs Anno 1643. hat man allhie zu Gustrou / in einer schwangern Frawen Leib / das Kind gar laut schreyen gehört; gleich wie vmb die Zeit der Nördlinger Schlacht ein Kind in Mutterleib geweinet hat; wie in dem Vierten Theil deß Theatri Europaei, fol. 973. stehet.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Saxoniae Inferioris. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1853, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Saxoniae_Inferioris_(Merian)_108.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)