Seite:Saxoniae Inferioris (Merian) 139.jpg

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Hildesheim / Hildesia, Hildeshaemium.

Von dieser berühmten Bischofflichen / vnd Hansee-Statt Nahmens Vrsprung / seyn vnterschiedliche Maynungen / deren gleichwol theils / als / von der H. Jungfrawen Marien Bilde / Milch / vnd Haaren / (die Keyser Ludwigs deß Frommen / vnd Erbawers dieser Statt / Capellan / daselbst am Baume vergessen / vnd darnach / als Er sie holen wollen /nicht loß kriegen können) Item / von dem Schnee / der / so weit der Thumb begriffen / vom Himmel soll gefallen / vnd die Statt erstlich Hildeschnee geheissen worden seyn / für erdichtet gehalten werden. Glaublicher ist / was theils wollen / daß besagter Keyser dieser Statt / nach seiner Mutter / der Keyserin Hildegard / den Nahmen werde gegeben haben. Dann die Abkürtzung der Nahmen / auß dem Latein ins Teutsche / ist bey den Sachsen gar gemein / in deme Sie / für Alexander Sander / für Friedericus Fritze / für Christianus Kersten / für Mechtildis Metta / für Elisabetha Ilse / vnd für Hildegardis Hilda oder Hille / sagen; also / daß fein artig / von dem Wörtlein Hilda / Hildesia, vnd von Hille / Hillessem oder Hildeßheim / kommen thuet: Man wolte dann von dem bey der Statt nahend gelegenem Holtz / Hils genant / den Nahmen her nehmen. Andere führen denselben her / von der heiligen Einweihung / so bey den Sachsen hillig ist: Darzu dann / den besagten Keyser / die Irmensul bewegt / welche / von den Sachsen / zu Eresberg an der Dymmel / jetzt Stattbergen genant / vor Zeiten / in hohen Ehren gehalten; hernach / durch Keyser Carlen den Grossen / Anno 772. nach Zerstörung der Kirchen / darinn Sie / vnd darauff der Götz / gestanden / von dannen / an die Weser geführt / vnd an dem Ort / wo jetzt das Closter Corbey stehet / vergraben ; folgents aber / auß Befelch seines Sohns / deß gedachten Keyser Ludwigs / von selbigem Ort / über die Weser / an den Fluß Innera, oder Innerste / allda Er / der Keyser / damals dem Jagen oblage / gebracht worden. Vnd dieweil an diesem sehr lustigen / vnd anmüthigen Ort / der Keyser eine Newe Statt angelegt / vnd eine Kirche Anno 822. auffgerichtet / auch die Geistlichen von Eltze / dahin Sie sein Herr Vatter geordnet / hieher / als an einen sichern Ort / gesetzt; So ist in solche Newe Kirch / die man hernach der H. Jungfrawen Marien zu Ehren geweihet / die besagte Armensul / oder Irmensul / das ist/ Jedermans Seul / mit grossem Frolocken gethan; zuvor aber mit sonderbaren Ceremonien geheiliget worden / daß Sie von dem eitelen Heydenthumb gereiniget / vnd gleichsam mit einer newen Heiligkeit begabet / desto füglicher den Nahmen Hillesheim / oder in seiner heiligen Wohnung überkäme. Wann man einen Braunschweigischen Bauren / so hieherwerts raiset / fraget / Wo wiltu hine so antwortet Er / Na Hillsem; Andere aber / so etwas höfflicher reden / nach Hilnshem / oder Hildshem. Vnd dieses von dem Nahmen. Vmb die Statt herumb hat es / vor dem nächsten deutschen Krieg / viel wolgebawte Ort gehabt. Henricus Petrei schreibet / de Monasteriis p. 29. daß / in dem Baßlerischen Concilio, ein vngelehrter Abbt / Nahmens Theodoricus, von hier gewesen / deme sein Capellan gerathen / wann Er Lateinisch gefragt werde / Er die Schlösser / vnd Dörffer / vmb Hildesheim nennen solte. Als Er nun / von einem Cardinal / zu Rede gestellt worden / hab Er gesagt/ Stürwolt / Hase / Gisen / Voerste / Kavenstede / Düspenstedt / Ytzem ; Deßwegen Ihn dann der Cardinal / für einen Griechen / gehalten habe: Aber / da dieser Caplan Ihme weiter gerathen / wann Er vom Praesidenten im Concilio Lateinisch gefragt werde / Er sagen solle; Ego sto cum

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Saxoniae Inferioris. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1853, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Saxoniae_Inferioris_(Merian)_139.jpg&oldid=- (Version vom 16.1.2023)