Seite:Saxoniae Inferioris (Merian) 166.jpg

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Lutkenburg.

VOn welchem Stättlein Andreas Angelus, in der Holsteinischen StättChronick / cap. 26. also schreibet: Lutkenburg hat den Nahmen davon / daß es nicht gar groß sey. Denn Lütke auff alt Sächsisch ist / vnd heisset so viel / als klein. Es ligt Lütkenburg im Lande Wagria / ohngefehr bey zwo Meilen vom Belth / oder von der Ost-See. Im 1140. Jahr nach Christi Geburt / ist Lutkenburg von den Wenden verbrant / vnd verwüstet worden. Das Lutkenburgische Wappen ist eine Burg / darauff zween Schlüssel stehen / vnd in der mitten derselben ein Nesselblat / das Holsteinische Wappen.


Magdeburg.

Von dieser weitberühmten Ertzbischofflichen / vnd Hansehe-Statt / schreibet M. Johannes Pomarius, gewester Pfarrer allhie zu S. Peter / in der Alten Statt / in dem Summarischen Begriffe der Magdeburgischen Statt-Chronicken / vnter anderm / also: Die Statt Magdeburg ist sehr alt / wird darfür gehalten / daß Sie anfangs vom Druso erbawet worden / an dem Ort / da hernach S. Marien Magdalenen Closter / in der Rinckmauren der Alten Statt / an S. Peters Kirchhofe / neben der Elbe gestanden: Vnd soll der alte rothe runde Thorm / der auß gebranten Ziegelsteinen gemacht ist / noch von derselben alten Römischen Burg übrig seyn. Pyrckamerus hält Magdeburg für deß Ptolemaei Mesovium. Der Nahm ist auß 2. Wörtern zusammen gesetzt / als Mägde / vnd Burg. Der Nahme Burg ist vom Griechischen Wörtlein πύργος, welches ein Thorm / vnd zugleich ein Stättlein / Schloß / oder Vestung / vmb / vnd an solchem Thorm gelegen / mit bedeutet. Nun ist der Römer Brauch gewesen / ihrer Götter / vnd Göttinnen Tempel / in / oder neben ihre Bürge zu setzen / vnd dieselbigen nach den Abgöttern zu nennen. Weil denn bey der alten Römischen Burg allhie / auch die Abgöttin Venus, welche auch Magada / wie Brottuff schreibet / geheissen / sampt den Gratiis, ihren Mägden / gestanden / vnd Ihr auch sonsten Mägde zu Priesterinnen / vnd Dienerinnen / zugeordnet gewesen / ist kein Zweifel / daß der Nahme Maydeburg / oder Magdeburg / von der Venere, vnd ihren Mägden / vnd der dabey ligenden Burg / gekommen / vnd der Statt biß daher geblieben seye. Daher Sie auch Parthenopyrga, Parthenope, vnd Parthenopolis, zu Griechisch heisset; mit welchem auch der Wendische Nahme Mitzibo / beym Cromero, in sua Polonia, vnd Metzibozum. (Al. Metzenbock) überein stimmet. Dann in Slavischer oder Wendischer Spraach / Mied so viel / als ein Jungfraw / Meid / oder Meidlin; Bo / oder Bock / aber ein Gott / oder Göttin / heissen solle. Vnd diese Venus ist von den alten Einwohnern dieser Lande im Heydenthumb / sonderlich allhie im Holtzkreis / zwischen der Elbe / Bode / Saale / Aler / vnd Orha / für eine Göttin geehret / vnd angebetet worden. Die Annales Magdeburgenses berichten / daß diese Abgöttin allhie zu Magdeburg / in dem alten Römischen Schlosse / so das Burggraven Schloß hernach geheissen / an der Elbe / von dem hie oben / gestanden seye. Andere aber / deren Mainung auch Brotuff ist / schreiben / daß die Abgöttin Venus etwas weiter von der Burgk / nach der Elbe warts / in einem besondern Tempel gestanden / welcher auch hernach / do gleich der Flecken / vnd die Burgk Magdeburg / von den Hunen / vnd Wenden / zerstöret / dennoch vmb der Abgöttin Veneris willen / stehend geblieben: Vnd soll auch die Venus darinnen / biß zur Zeit Caroli M. geehret worden seyn; welcher diesen Tempel /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Saxoniae Inferioris. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1853, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Saxoniae_Inferioris_(Merian)_166.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)