Seite:Saxoniae Inferioris (Merian) 220.jpg

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der Ander zu Schleßwick / Segeberg lassen zweymahl bekriegen. Als Er zum andern mahl darfür gelegen / haben sich die Belagerten offt / durch ungewöhnliche Wege / herauß gemacht / vnd Profiant hinein geholet. Solchem aber ist der Hertzog zuvor kommen / hat Sie auff allen Seiten hart belagert / vnd mit Hunger zu zwingen gedacht. Die Belagerten hielten sich auch in der eussersten Noth auff / vnd schütteten offt Kalck herauß / daß es die Feinde für Mehl halten / vnd gedencken solten / Sie hätten noch an Victualien keinen Mangel. Letztlich / da Sie sich keiner Hülff zu trösten hatten / vnd der Hunger mit Ihnen überhand nahm / fiengen Sie erst an / sich zu bedencken / ob Sie ihr Leib / vnd Gut außdingen / vnd dem Hertzogen das Schloß auffgeben wolten / kunten solches auch kaum über ihr Hertz bringen / vnd Ihnen beständiglich fürnehmen. Ehe denn aber diß ins Werck gesetzet ward / kam Hertzog Woldemar die Pottschafft / daß sein Bruder / (Canutus, Anno 1202.) der König von Dennemarck / todt wäre. Darumb eilete Er bald ins Königreich / ließ Ihm die Kron / vnd Succession überantworten / vnd kam folgendes Jahres wieder herauß / vnd nahm gantz Holstein ein. Im 1315. Jahr / hat Hartwig von Reventlow darauff gedacht / wie Er Graff Adolphen das Schloß Segeberg möchte einnehmen / vnd es zustellen Graff Gerharden / Graffen Heinrichs Sohn / nach dem Er Ihn / als tüchtig zum Regiment / erkennete. Hat sich derhalben auffgemacht / in Jäger-Kleidung zum Schloß hinein / biß in die Schlaffkammer kommen / vnd hat also den Graffen erschlagen / das Schloß eingenommen / vnd es hernacher Gerhardo überlieffert. Da auch beyde Brüder / vnd Graffen / Nicolaus / vnd Henricus / einen grossen Zanck hatten / mit den benachbarten Stätten / Lübeck / vnd Hamburg / vnd die Stätte darauff / auff nachgeben Graffen Johansen in Wagrien / zwey hundert gerüste Pferde gen Segeberg legeten / auff daß Sie drinnen mercken möchten / die Schliche der Jenigen / so Ihnen Schaden zufügeten; ward Graff Heinrich / ein geschwinder Herr / sehr vngedultig / fiel bey Nacht ins Stättlein Segeberg / entführete die zwey hundert Pferde mit sich hinweg / nahm die Reutter / vnd Bürger / die Er da fand / vnd auff den Handel bestellet waren / gefangen / führete Sie in seine Verwahrungen / vnd schatzte Sie / biß Sie sich vollkömlich mit Gelde löseten. Im Jahr 1534. hat Graff Christoff von Altenburg / (oder Oldenburg) sampt denen von Lübeck / Segeberg geplündert / vnd außgebrant / ohn einige Absagung / nach Kriegsgebrauch. Haben auch das Schloß belägern wollen / weil es aber besetzt gewesen / haben Sie es müssen bleiben lassen. Das Wapen deß Stättleins Segeberg ist ein Schloß / oder Thurn / auff einem hohen Berg stehend / darauß zwey Kriegsfähnlein stecken. Biß hieher der gedachte Angelus. Andere sagen / es lige Segeberg gar lustig in der höhe / nicht weit von einem See / zwischen Lübeck / vnd Hamburg / vnd zwar 7. Meilen von Hamburg / 4. von Lübeck / vnd 6. von Kiel / vnd gehöre der Zeit dem König von Dennemarck / der daselbst über sein gantzes Gebiet in Holstein einen Statthalter habe: Seye ein feine Statt / so ihr Wappen / vnd Freyheiten / Anno 1260. von den Graven zu Holstein / Stormarn / Wagrien / vnd Schauenburg / bekommen: Es habe da vorhin gehabt ein Augustiner Closter / in dessen Tempel obgedachter Graff Adolph von Holstein / Johannis deß Andern Sohn / begraben / welcher in dem Schloß allhie / (so höher auff dem Berg / als die Statt / liget / vnd schön ist) von obernantem Hartvico Reventlavio, einem Holsteinischen Edelmann / seinem Amptmann / dessen Tochter Er / der Graff / geschwächt / mit sampt einem Knaben / den Er mit deß besagten Reventlow Tochter / wie man sage / bekommen / im Jahr 1315. vmbgebracht worden; wie solches auch seine Grabschrifft allhie außweise: In selbiger Kirche ligen auch viel vom Adel begraben / sonderlich die Walstorffer / deren Wappen da hangend zu sehen. Ausserhalb der Statt ist ein Obeliscus, so 52½. Schuch hoch / den Herr Heinrich von Ranzow / gewester Königlicher Statthalter allhie / Anno 1590. auffrichten lassen; davon Georg

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Saxoniae Inferioris. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1853, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Saxoniae_Inferioris_(Merian)_220.jpg&oldid=- (Version vom 12.12.2022)