Seite:Saxoniae Inferioris (Merian) 238.jpg

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das ist / ein gewisses / oder sicheres Meer / seye genant worden: Andere aber / daß / von dem gemelten Erbawer / vnd auch zugleich dem Meer / oder der guten Gelegenheit daran / derselbe den Nahmen führe. Dann diese berühmte Statt/ an dem Balthischen Meer/oder der OstSee / eine Tagraise von Lübeck / gegen Morgen / vnd in dem Hertzogthumb Meklenburg / gelegen ist. Sie solle aber / noch vmbs Jahr 975. in welchem Keyser Otto der Ander / allda / einen Reichstag (von deme Sethus Calvisius in Chronol. fol.597. a. zu lesen) gehalten / nur noch ein grosser Flecken gewesen seyn; welchen folgends / vmbs Jahr 1238. Graff Güntzel der Ander von Swerin / so der Statt Lübeck ihr Glück / vnd Auffnehmen nicht gegont / auß der weyland mächtigen / vnd grossen / nicht fern von hinnen / vnd etwas weiters vom Meer gelegnen / aber damaln allberait zerstörten / vnd offenen Statt Meklenburg / besser erbawet / vnd erweitert / vnd die Burger von Meklenburg dahin gesetzt; welchem Ort hernach Hertzog Heinrich zu Meklenburg / zugenant Hierosolymitanus, Johannis deß Theologi Sohn / vmbs Jahr 1266. allererst das Lübische Recht / aigne Bottmässigkeit / vnd Stattgerechtigkeit / geben; wie dann dieser Statt privilegia alle / erst nach dem 1250. Jahr datirt seyn sollen. Sihe Chytraeum lib. Saxon. pag. 252. Es hat aber / mit der Zeit / dieselbe so gewaltig zugenommen / daß Sie / wegen deß angedeuten herrlichen Ports / oder Hafens / für eine der fürnehmsten Hansee-Stätt folgends ist gehalten worden; allda sich andere Hansee-Stätte / in gemeinen ihren Kriegen / versamlet / vnd von dannen ihre Kriegs Schiff haben außlauffen lassen. Wie Sie dann auch nach / vnd nach / sehr befestiget / vnd mit allerhand schönen Gebäwen gezieret worden. Einer schreibet also von Ihr : Wißmar ist eine Handels-Statt / fast so groß / als Rostock: hat lustige Häuser / vnd ein Fürstl. Schloß / oder der Hertzogen von Meklenburg Hoff: vnd seyn da zu sehen / S. Nicolai, S. Mariae, S. Georgii, vnd deß H. Geists / alles stattliche (sonderlich die 3. erste) Kirchen; Item / das graue Closter / schwartz Kloster / vnd das Rathhauß. Zur Gedächtnuß / daß auch / vor Zeiten / schon / ein Fleck dieses Nahmens allhie gestanden / ist noch eine Kirch allda / so man die Kirch zum alten Wismar nennet. In der obgedachten S. Marien / oder Vnser Frawen Kirchen / so mitten in der Statt ansehenlich gelegen / ist sonderlich zu sehen das Gitter vmb den Tauffstein / das vom Teuffel solle seyn gemacht worden: Dann es der Schmid / so solches angefangen / nicht außmachen können / derhalben Er diesen Gesellen zu Hülff genommen haben / auch kein Meister noch jemals gefunden worden seyn solle / der es hätte nachmachen können. Es ist so zugerichtet / als ob es mit Stricken in einander geflochten wäre / vnd hat doch ein schlechtes Ansehen. Die Statt hat einen ansehenlichen Marckt / oder Platz / vnd Weinkeller. Vnd nach dem Sie / bald nach ihrer Erbawung / im Jahr 1262. durch Fewr / schier wieder zu nicht worden / so hat man Sie viel prächtiger / als zuvor / erbawet / vnd mit steinern Häusern gezieret. Sie ligt nicht weit vom Meer / vnd ist der Meerhafen allda / der bequemste am gantzen Baltischen Gestade; da nicht allein die allergröste Last Schiffe einlauffen / sondern auch / ohne Ancker / in demselben sicher stehen können. Das Land herumb ist sehr fruchtbar / von welchem / fast bey 500. Burgern / so ihre aigne Häuser haben / durchs Looß / etliche Jauchart Ackers / gantzer sieben Jahr lang / frey zu geniessen gelassen werden. Es hat vmb die Statt her / viel kleine Stättlein / vnd Flecken / von dannen allerhand nottürfftige Sachen / in grosser menge / in die Statt geführet werden. Ligt von Lübeck / vnd Rostock / in gleicher weite / namblich von jedem Ort 7. vnd von Schwerin 4. Meilen. Biß hieher dieser. Ein Anderer aber sagt also: Wismar hat einen sehr bequemen tieffen Hafen/ vnd Außfuhr in die See / daß grosse Schiff mit ihrer Ladung allhie einländen können / vnd schlagen die Wellen deß Meers an die Stattmaur; dannenhero vormaln zimblicher Gebrech an frischem Wasser allhie gewesen / biß ein frische Quell erfunden worden; inmassen die Schrifft deß Brunnens / auff dem Marcktplatz stehend / bezeuget.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Saxoniae Inferioris. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1853, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Saxoniae_Inferioris_(Merian)_238.jpg&oldid=- (Version vom 29.1.2023)