Seite:Saxoniae Inferioris (Merian) 241.jpg

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Wolmerstedt /

Statt / vnd Schloß / an der Elb / wo die Ohre / oder Ora darein kompt / 2. Meilen von Magdeburg / vnd im selbigen Ertzstifft gelegen. Anno 1278. in dem Krieg der Marggraven von Brandeburg / mit dem Ertzbischoff zu Magdeburg Bernardo, eroberte dieser Ertzbischoff Wolmerstedt / so das mal noch Brandeburgisch war / sagt die Braunschweigische Chronick / p. 277. Andreas Angelus, in der Märckischen Chronick / schreibet lib. 1. p. 24. vnd lib. 2. p. 128. es seye Wolmerstedt hernach / im Jahr 1320. durch Kauff / von Brandeburg / an Magdeburg / kommen. Vnd Johannes Pomarius, in seiner Magdeburgischen Statt-Chronick / berichtet / von diesem Ort / folgende Sachen / in dem Er sagt: Keyser Karl der Grosse kam nach Wolmerstedt / im Jahr 780. mit seinem Kriegsvolck: Vnd do Er nun etwas mehr Ruhe / vnd Lufft / denn zuvor / gefühlet / soll Er gesagt haben / Wol mir der stete; daher der Nahme Wolmerstedt geblieben seyn solle. Anno 1013. ist Boleslaff / König in Polen / mit grosser Kriegsrüstung / in Sachsen gefallen / hat Magdeburg / Hildesheim / vnd andere schöne Stätte mehr / übererfallen / geplündert / vnd verbrant: Wolmerstedt ist dazumal in grund verstöret worden. Anno 1244. ward Wolmerstedt verbrant. Hernach hat Ertzbischoff Bernhard / Wolmerstedt / den Marggraven abgewonnen. Anno 1334. ist das Schloß / vnd Stättlein Wolmerstedt / von Hertzog Otten zu Braunschweig überfallen / eingenommen / vnd besetzt worden. Aber Ertzbischoff Otto / ein geborner Landgraff auß Hessen / ist Ihme / am Sontag Judica, mit gewehrter Hand begegnet / vnd hat alles widerumb erobert. Anno 1433. in dem Widerwillen der Statt Magdeburg / mit ihrem Ertzbischoff Gunthero, gewonnen die Magdeburger auch Wolmerstedt / so Sie aber hernach dem Stifft wieder gaben. Biß hieher Pomarius. Sihe auch von dem gemeldten 1334. Jahr / die vorangezogene Braunschweigische Chronick. Ertzbischoff Ernestus, ein Hertzog von Sachsen / so Anno 1513. gestorben / hat die Capell / auffm Schloß allhie / außm grunde gebawet. Anno 1642. den 24. Januarii, ist Stättlein / vnd Schloß / bey Auffbruch der Keyserischen / abgebronnen; wie in desselbigen Jahrs Frühlings-Relation / am 82. blat / stehet.


Woltigeroda / oder Woltkeroda /

Ein Cistercienser Jungfrawen-Closter / im Stifft Hildeßheim / nahend den Gräntzen deß Stiffts Halberstatt / vnd eine Meil wegs von Goßlar gelegen. Der Abbt von Keyßheim / ist / von seinem Cistertzer Orden / zum General Commissario deputirt / vnd auch / von den Keyserlichen Commissarien / zum Administratorn dieses Closters verordnet worden / der / durch den Abbt zu Walckenried / als seinen subdelegirten Commissarium, im Jahr 1629. erstlich vier rechte Nonnen seines Ordens / sampt 2. Novitz- vnd einer Leyen Schwester / in solches geführt. Als aber Anno 30. die Jesuiter dieses Closter / vom Keyser Ferdinando II. erhalten / vnd darauff willens gewesen / ein Probhauß / oder Novitiat / allda auffzurichten; so haben Sie / in beyseyn ihres Superioris, oder Rectoris zu Goßlar / vnd des Amptmans von Widela / den 12. Aprilis / Anno 1631. am Sonnabend vor dem Palmtag / die Closter-Jungfrawen mit Gewalt auß dem Closter gezogen / nach dem kurtz zuvor ihr Probst / oder Beichtvatter / Michael Götz / auch Cisterzienser Ordens / auß dem Closter Keyßheim / in der Statt Braunschweig / die dem besagten Closter Woltigeroda gehörige Kirchen Kelch / wieder begehrt / auch erhalten hatte; wie hievon Romanus Hay, ein Benedictiner Mönch / in Aula Ecclesiastica, et Horto Crusiano, p. 251. weitläuffig.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Saxoniae Inferioris. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1853, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Saxoniae_Inferioris_(Merian)_241.jpg&oldid=- (Version vom 27.1.2023)