reformierter Religion, (welche 1632 gestorben) sich gar öfters in dem Schlosse zu Wißbaden L. U. aufgehalten. Ob nun dieselbe etwan den gedachten Hofmeister zu ihrem Hof-Prediger gehabt habe? das will man eben in keinen sonderlichen Zweifel ziehen. Allein, wie es soll geschehen seyn, daß dieser Mann (laut obgemeldtem Bericht) von den Römisch-Catholischen in Wißbaden vertrieben worden? das ist etwas schwer zu begreiffen. Denn die wenige Römisch-Catholische Einwohner des Wißbads, welche unter einer Evangelischen Herrschaft gestanden, und selbst keine öffentliche Religions-Uebung daselbst gehabt, haben sich dessen nicht unterfangen können. Und die Römisch-Catholische Kriegs-Völcker, welche etwan um die gemeldte Zeit, bey ihren Durchzügen, unsere Stadt mannichmal betreten, haben in dem 1621 und 1622 Jahre, wie unten in Beschreibung der Wißbadischen Schicksale in dem dreyßig-jährigen Kriege wird berichtet werden, keinen sonderlich-langen Aufenthalt in Wißbaden gehabt; auch sind ihre Drangsale gegen die Protestantische Prediger um dieselbe Zeit, da der gedachte Krieg erst seinen Anfang genommen, noch nicht so groß und anhaltend den Reichs-Landen, welche mit diesem Krieg nichts zu schaffen hatten, gewesen, daß ein Prediger, sonderlich bey einer Herrschaftlichen Personen, sollte dadurch genöthiget worden seyn,
Gottfried Anton Schenck: Geschicht-Beschreibung der Stadt Wißbaden. Franckfurt am Mayn: Johann Benjamin Andreä, 1758, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schenck_Wiesbaden_234.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)