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Künstler zu erreichen unmöglich war. Dies ist der Grundgedanke, der das Streben der beiden Künstler bei den vorliegenden Illustrationen geleitet hat.

Wenn aber selbst Photographien bekannter Personen dem einen ähnlich, dem andern unerkennbar erscheinen, so müssen begreiflich bei der freien Schöpfung von Gestalten, von denen fast jeder sich schon selbst ein nach seiner Individualität gefärbtes Bild gemacht hat, die Meinungen über ihre Aehnlichkeit noch mehr getheilt sein. Es wird dies um so mehr der Fall sein müssen, als ja hier nicht einmal das Original des Künstlers, sondern nur eine gestochene Copie desselben geboten werden konnte, die selbst im besten Falle immer hinter dem Original etwas zurückbleibt, im schlimmern oft die bessere Hälfte desselben vermissen lässt.

Mit dieser unvermeidlichen Schwierigkeit des Stichs hatte man um so mehr zu ringen, als das vorliegende Unternehmen das erste dieser Art in Deutschland ist, da die bisherigen Illustrationen sammt und sonders entweder blos in Holzschnitten oder in leicht schattirten Umrissen im Stich ausgeführt wurden, die beide dem Streben der idealisirenden deutschen Schule gemäss mehr auf allgemeine Charakteristik der Handlung als auf eine genaue Individualisirung einzelner Gestalten ausgingen, die meisten Stecher aber diesen Forderungen gemäss gebildet waren. Ein dem bisherigen so entgegengesetztes Verfahren musste also vielen Hindernissen begegnen. Zeichner und Stecher haben sie muthig zu überwinden gesucht, und dass dies Bemühen der Stecher nicht umsonst gewesen, davon geben viele Blätter unserer Sammlung ein ehrendes Zeugniss. Wenigstens glauben wir, dass sie den Vergleich mit ähnlichen Unternehmungen des Auslandes nicht zu fürchten brauchen, eben weil sie dieselben nicht nachahmten. Unsere Fehler nicht nur, auch unsere Vorzüge gehören uns, das wird der Kunstverständige leicht gewahren, so viel er sonst auch mit Recht an uns tadeln mag.

Die gewonnenen Resultate und Erfahrungen aber wollen wir mit erneuten Kräften und durch die freundliche Aufnahme des Publikums

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Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite XI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/18&oldid=- (Version vom 1.8.2018)