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nur eine äusserliche sein dürfe, dass das Werk weder französisch noch englisch, sondern eben nur deutsch aussehen müsse, dass es ein viel genaueres Eingehen auf die Absicht des Dichters bedinge als es dort zu finden, wenn es seiner irgendwie würdig sein, der Pietät entsprechen solle, welche wir alle gegen ihn empfinden, das verstand sich gewissermassen von selbst. Uebrigens hätte der Schreiber dieses kaum gewagt, sich einer so bedeutenden Aufgabe zu unterziehen, wenn es ihm nicht gelungen wäre, sich der Mitwirkung seines so genial begabten Freundes Arthur von Ramberg bei der künstlerischen Ausführung zu versichern.

Der Beginn dieser selbst, besonders aber die ihm speciell übertragene Aufgabe der Erläuterungen zu den Stichen gab dem Verfasser die erwünschte Veranlassung zu erneutem und gründlichem Studium des Dichters, bei welchem er allerdings, wie er dies eingangs erwähnt, sich mit hoher Genugthuung gestehen musste, ihn noch grösser, mächtiger und reicher, jedenfalls aber ganz anders wiederzufinden, als er in der Jugend ihn kennen gelernt, und über diesen ersten Eindruck zeither noch nicht recht hinausgekommen war. Das Resultat dieser Studien erhält das Publikum, und es ist vorauszusehen, dass es eben auch nur für solche passen wird, die einen ähnlichen Weg in ihrem Verhältniss zum Dichter zurücklegten. Wenn es andern weniger mundet, so mögen sie sich nicht dadurch irre machen lassen im Genusse jener unsterblichen Poesien: ist es doch das eigentlichste Wesen classischer Kunstwerke, dass sie allen ein Gefühl hoher Befriedigung geben, allen etwas bieten, aber eben jedem einzelnen je nach seiner Natur und Bildung wieder etwas anderes.

München, im October 1859.
Friedrich Pecht.     


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Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite XIV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)