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DER KAPUZINER.
(Wallenstein.)


Es gibt eine Derbheit, die als Tochter eines grobkörnigen Naturells und der Geradheit und Ehrlichkeit der Absichten harmlos ist und ertragen werden muss, da sie ihr Unangenehmes dadurch ausgleicht, dass man wenigstens weiss, woran man ist. Eine andere Art aber ist die, die nur als Maske benutzt wird, um listigen Hintergedanken eine unverfängliche Folie zu geben. Von der letztern gefährlichen Sorte, wo sich unter den Rosen der soldatischen Rücksichtslosigkeit die Schlange der geistlichen Tücke verbirgt, ist die des Kapuziners, den uns Schiller vorführt, dem er nebst dem Wachtmeister die Rolle des Intriguanten in der Exposition der grossen Trilogie zugewiesen hat, und der uns gleich eingangs versinnlicht, wo Wallenstein’s Hauptfeinde zu suchen seien.

Als äusserliches Amt, als Handhabe für seine geheime Thätigkeit ist ihm also nur die Aufgabe gegeben worden, den geistigen Theil, die Seele der Soldaten nicht ganz zu Grunde gehen zu lassen. Freilich ein schwieriges Handwerk, das ihm gehörig sauer gemacht wird bei solchen verzweifelten Patienten, die, wie der Holk’sche Jäger, von sich sagen:

Flott will ich und müssig gehn,
Alle Tage was Neues sehn.

Weiterhin sehen wir denn den Satz weiter ausgeführt, indem derselbe Jäger von der Armee sagt:

Da gibt’s nur ein Vergehn und Verbrechen:
Der Ordre fürwitzig widersprechen.
Was nicht verboten ist, ist erlaubt;
Da fragt niemand, was einer glaubt.

Für Gesellen, die die Inhaber solcher Anschauungen sind, deren Pflichtenlehre ein so weitläufiges Gewand trägt, braucht man denn

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Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/210&oldid=- (Version vom 1.8.2018)