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Um sie, in ew’gem Freudenchore, schweben
Der Anmuth Götter und der Jugendlust,
Das Glück der Himmel ist an ihrer Brust.

Er unterscheidet sich daher sicherlich nicht durch die Moralität zu seinem Vortheil von Leicester, sondern blos in der Frische und Keckheit; diese allein geben ihm zu dem Vorwurf ein Recht, als jener ihm sagt, ein Befreiungsversuch sei nicht zu wagen:

Nein, nicht für Euch, der sie besitzen will!
Wir wollen sie blos retten und sind nicht so
Bedenklich.

Dieser dreiste Jünglingsmuth versöhnt uns mit ihm denn auch einigermassen, wenn er sagt:

Mit einer kühnen That müsst Ihr doch enden.
Warum wollt Ihr nicht gleich damit beginnen? –

oder gegen Maria ausruft:

 Der Feige liebt das Leben.
Wer dich will retten und die Seine nennen,
Der muss den Tod beherzt umarmen können –

ja es verklärt noch sein Ende, wenn er, von Leicester verrathen, ausruft:

Ha, Schändlicher! – Doch ich verdiene das.
Wer hiess mich auch dem Elenden vertrauen? . . . .
Das Leben ist das einz’ge Gut des Schlechten! –

da wir dem die Achtung niemals ganz versagen können, der für seine Ueberzeugung, sei sie auch noch so falsch, oder liegen ihr selbst – wie bei Mortimer – durchaus egoistische Motive zu Grunde, dennoch muthvoll sein Leben einsetzt.



Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/253&oldid=- (Version vom 1.8.2018)