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 Don Manuel (in derselben Stellung).
Sag’ etwas Gutes, und ich folge gern
Dem edeln Beispiel, das der Jüngre gibt.
 Don Cesar.
Nicht, weil ich für den Schuldigeren mich
Erkenne oder schwächer gar mich fühle –
 Don Manuel.
Nicht Kleinmuths zeiht Don Cesarn, wer ihn kennt:
Fühlt’ er sich schwächer, würd’ er stolzer reden.
 Don Cesar.
Denkst du von deinem Bruder nicht geringer?
 Don Manuel.
Du bist zu stolz zur Demuth, ich zur Lüge. . . .
 Don Cesar.
Hätt’ ich dich früher so gerecht erkannt,
Es wäre vieles ungeschehn geblieben.
 Don Manuel.
Und hätt’ ich dir ein so versöhnlich Herz
Gewusst, viel Mühe spart’ ich dann der Mutter. . . .
 Don Cesar.
So will ich diese Bruderhand ergreifen –
  (Er reicht ihm die Hand hin.)
 Don Manuel (ergreift sie lebhaft).
Die mir die nächste ist auf dieser Welt. . . .
Wir sind nicht mehr getrennt, wir sind vereinigt.
  (Er eilt in seine Arme.)

Die Liebe hat ihm die Versöhnung so leicht gemacht, sie hat des Hasses Flamme in ihm ausgelöscht. Doch ist er, wie der ältere, so der gehaltenere der beiden Brüder, was wir aus seinen Worten sehen:

Geflügelt ist das Glück und schwer zu binden:
Nur in verschlossner Lade wird’s bewahrt.
Das Schweigen ist zum Hüter ihm gesetzt,
Und rasch entfliegt es, wenn Geschwätzigkeit
Voreilig wagt, die Decke zu erheben –

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/316&oldid=- (Version vom 1.8.2018)