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Sie sollen alles lernen. Wer durchs Leben
Sich frisch will schlagen, muss zu Schutz und Trutz
Gerüstet sein.

Der Muth ist zur guten Hälfte Folge der Erziehung, und Tell weiss ihn, wie man sieht, zu pflegen, er muss aber zur andern Hälfte wie der Sinn für Freiheit und Unabhängigkeit schon angeboren sein; bei Wälty ist letzteres der Fall wie jenes, denn die erste Frage, die er bei Erweiterung seiner geographischen Kenntnisse durch den Vater und seinen Berichten von den Segnungen der Ebene und ihren Bewohnern thut, ist die:

 Wohnen sie
Nicht frei, wie da, auf ihrem eignen Erbe? –

und als das verneint wird, schwankt er nicht in seiner Wahl:

Vater, es wird mir eng im weiten Land:
Da wohn’ ich lieber unter den Lavinen.

Noch rascher ist der Junge aber mit dem Gedanken des Widerstandes bei der Hand; als der Vater verhaftet wird, begnügt er sich nicht mit Klagen, sondern ruft:

Herbei, ihr Männer, gute Leute, helft!
Gewalt! Gewalt! Sie führen ihn gefangen.

Der Trotz gegen die Gefahr ist seine stärkste Empfindung; selbst als er alles um sich zittern sieht:

Grossvater, knie nicht vor dem falschen Mann!
Sagt, wo ich hinstehn soll. Ich fürcht’ mich nicht.

Er will vor allen Dingen nicht gebunden sein:

 Mich binden!
Nein, ich will nicht gebunden sein. Ich will
Still halten, wie ein Lamm, und auch nicht athmen.
Wenn ihr mich bindet, nein, so kann ich’s nicht,
So werd’ ich toben gegen meine Bande!

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/355&oldid=- (Version vom 1.8.2018)