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mehr Consequenz in ihrem Benehmen als in dem Karl’s, der in jeder Lage lediglich der augenblicklichen Stimmung gehorcht, während sie ihre Leidenschaft nie vergisst, immer derselben gemäss handelt und spricht, ob sie nun bei diesem letzten Wiedersehen in Entzücken vergehen will:

Ich hab’ ihn, o ihr Sterne! Ich hab’ ihn! . . . . Ewig sein! Ewig, ewig, ewig mein! – O, ihr Mächte des Himmels! Entlastet mich dieser tödlichen Wollust, dass ich nicht unter der Bürde vergehe!
Karl Moor. Reisst sie von meinem Halse! Tödtet sie! Tödtet ihn! mich! euch! alles! Die ganze Welt geh’ zu Grunde! (Er will davon.)
Amalia. Wohin? was? Liebe! Ewigkeit! Wonne! Unendlichkeit! und du fliehst?
Karl Moor. Weg, weg! – Unglückseligste der Bräute! – Schau’ selbst, frage selbst, höre! – Unglückseligster der Väter! Lass’ mich immer ewig davonrennen!
Amalia. Haltet mich! Um Gottes willen, haltet mich! – es wird mir so Nacht vor den Augen. – Er flieht! –

oder, vom Entsetzen über seine und ihre Lage ergriffen, ihn um den Tod fleht:

O, um Gottes willen! um aller Erbarmungen willen! Ich will ja nicht Liebe mehr, weiss ja wohl, dass droben unsere Sterne feindlich voneinander fliehen – Tod ist meine Bitte nur.



Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/53&oldid=- (Version vom 1.8.2018)