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Er will’s, Rosa; ich weiss also genug, um gehorsam zu sein. Bella, genug, um ganz ausser Furcht zu sein. – Und doch! doch zittr’ ich so, Bella, und mein Herz klopft so schrecklich bang. Mädchen, um Gottes willen, gehe keines von meiner Seite.

Deutsch ist ebenfalls der Zug, dass sie, nachdem ihr Fiesco den höchsten Triumph verschafft über die Nebenbuhlerin, für diese bittet, statt ihn zu geniessen, dass sie eifersüchtig auf seine Herrschsucht ist:

Hier ist keine Wahl, mein Geliebter! Wenn er den Herzog verfehlt, ist Fiesco verloren. Mein Gemahl ist hin, wenn ich den Herzog umarme –

und mit feinem Instinct für ihr eigenes Glück Republikanerin wird, weil sie sogleich herausfühlt, dass, wenn sie ihn nicht auf dem Wege zum Throne, doch sicher auf ihm verlieren muss. Ist aber der Kampf erst angebrochen, so kennt sie wieder nichts mehr als die Liebe, ihr mächtigstes Gefühl überwindet selbst die Furcht des Weibes:

Nein! eine Heldin soll mein Held umarmen!

An seiner Seite will sie siegen oder sterben. Ihr wird das letztere. So übermächtige, grenzenlose Leidenschaft an der Seite eines Mannes, der sie nicht in diesem Masse zu erwidern im Stande ist, muss schon allein zu einem tragischen Ausgang führen; dass sie aber von ihm selbst in verhängnissvoller Verwechselung gemordet wird, ist eine unnütze Grausamkeit, die unser Gefühl beleidigt, und die viel eher misverstandenen Shakspeare’schen Reminiscenzen, als Schiller’s eigenem Herzen angehören möchte.



Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/77&oldid=- (Version vom 1.8.2018)