Seite:Schiller Musenalmanach 1796 015.jpg

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Es bewegen deine süßen Lippen
Weder sich zur Rede noch zum Kusse;
Aufgelöst sind diese Zauberbande

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Deiner Arme, die mich sonst umschlingen,

Und die Hand, die reizende Gefährtin
Süßer Schmeicheleien, unbeweglich.
Wärs ein Irrthum, wie ich von dir denke,
Wär’ es Selbstbetrug, wie ich dich liebe,

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Müßt’ ichs itzt entdecken, da sich Amor

Ohne Binde neben mich gestellet.

     Lange saß ich so, und freute herzlich
Ihres Werths mich und meiner Liebe,
Schlafend hatte sie mir so gefallen,

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Daß ich mich nicht traute sie zu wecken.


     Leise leg’ ich ihr zwei Pomeranzen
Und zwei Rosen auf das Tischgen nieder,
Sachte, sachte schleich’ ich meiner Wege.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1796. Neustrelitz: Michaelis, 1796, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1796_015.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)