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Du wolltest nie die Warnung hören,

Und bliebst von Bösen stets umgarnt.
Du sahst dein Weib die Hände ringen,
Und hörtest, wie in öder Nacht
Sie weint’ um dich, wenn sie durch Singen

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Die Kindlein kaum in Schlaf gebracht.«


     Was hilft, o Alter, nun dein Strafen?
Gieb Geld, gieb Geld! sonst muß ich fort,
Und bei der Brut der Schlangen schlafen
In Höhlen am geheimen Ort.

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»Ich kann, o Sohn, kein Geld mehr geben;

Du reichst mir noch den Bettelstaab,
Dein Weib wird gleich dem Bettler leben,
Dem schimpfend man den Heller gab.«

     Gieb Geld! so ruft der Sohn im Grimme,

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Und stampft die Erd’ im wilden Schmerz.

Der Vater seufzt mit schwacher Stimme,
»O weh, mir bricht mein altes Herz!

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1796. Neustrelitz: Michaelis, 1796, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1796_019.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)