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      Wo seid ihr hin, ihr Stunden? wohin trug
So schnell, so rastlos euch der Strom der Zeit?

15
Ihr weht und woget, und an eurem Flug

Hängt oft des Menschen stille Seligkeit!

      Wo ist der Sonnenblick, der durch der Büsche Nacht
Oft goldne Flecken auf dem Rasen wob,
Und meinen Geist mit zauberischer Macht

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Zu leichten Himmelsahndungen erhob?


      Wo blühn die Blumen, die Gefühl und Lust
Mir hier zum lieblichsten der Kränze wand?
Ich sinke still an der Erinnrung Brust,
Und ach! er liegt verwelkt in ihrer Hand!

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      Verweht, wie Zephyr, ist die Harmonie,

Die sonst mit heil’gem, himmlischreinem Klang
Aus allen Wesen quoll mit holder Sympathie,
Wenn Freude mir durch alle Pulse drang!

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1796. Neustrelitz: Michaelis, 1796, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1796_108.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)