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Die zarten Bande, die das Weltall halten,
     Die ewigjunge rege Sympathie,

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Die Himmelsglut, in der die Wesen brennen,

Wie willst du anders sie, als Liebe nennen?

Schau, wie die Welle, nahend dir, am Rande
     Des Ufers spielet, und es leise grüßt;
Sie gleitet weg von dem geliebten Strande,

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     Zerfließend, wie ein süßer Wunsch zerfließt,

Und kehrt zurück zu dem geliebten Lande,
     Wie wiederkehrend sich das Herz ergießt;
So drängen sich mit immer neuem Schwellen
In aller Schöpfung Meer der Liebe Wellen.

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Schau, wie umher der ganze Himmel trunken,

     Sich spiegelt in des Meeres Angesicht!
In Amphitritens heil’gen Schooß gesunken,
     Wie wallt, wie zittert dort der Sonne Licht!
Und droben glühen schon der Liebe Funken,

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     Die Sterne. Sieh, auch Luna säumet nicht;
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1796. Neustrelitz: Michaelis, 1796, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1796_127.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)