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Wenn Rosen unter Dornen blühn,
Darf ich wohl noch mit Rosen scherzen?
Ja oder nein? — das fragt mich nicht!

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Es räth sich nur, und sagt sich nicht.


     Ach! unter unsern Händen gleiten
Des Daseyns schönste Freuden fort!
Ein Schwur verheißt uns Ewigkeiten,
Ein Schwur verfliegt, wie jedes Wort.

25
Mußt’ ich darum auf keinen hören,

Der unter Schwüren etwas bat,
Und weil ein Knabe Flügel hat,
Ihm auch die kleinste Rast verwehren?
Ja oder nein? — das fragt mich nicht!

30
Es räth sich nur, und sagt sich nicht.


     Das Schicksal führt, nach Herrscherweise,
Die Menschen wunderlich herum,
Sie tappen blind auf ihrer Reise,
Sie reisen, niemand weiß warum?

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1796. Neustrelitz: Michaelis, 1796, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1796_132.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)