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Ist dieß dein Glück, o! du im Mondenglanze,
     Erinnerung? Dieß deine Seligkeit?

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O! fleuch von mir mit deinem welken Kranze,

     Und überlaß mich der Vergessenheit.

Entführe du auf deinen muntern Schwingen
     O! Phantasie, mich diesem finstern Harm!
Schon fühl’ ich Kraft durch jeden Nerven dringen,

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     Und fliehe leichter aus der Schwermuth Arm.


Du Göttliche, du schwelgst im Wesenkranze,
     Nicht ängstlich an die Gegenwart gebannt,
Entzückt umher, dir strahlt im Sonnenglanze
     Die Unermeßlichkeit, dein Vaterland.

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Der armen Nothdurft kärglichem Gebiete

     Entschwingst du, Allumfassende, dich kühn,
Und stürzest dich, berauscht vom Sphärenliede,
     Ins Flammenmeer der Ideale hin.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1796. Neustrelitz: Michaelis, 1796, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1796_150.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)