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     Und er fliegt hinzu, und schlingt die Arme

Kühn und fest um das geliebte Weib.
Glühend, schauernd fühlt er, sie erwarme;
Seinem Drucke weicht der Marmorleib.
Und es schlägt ihr Herz die ersten Schläge,

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Und die Pulse werden hüpfend rege,

Und das Drängen junger Lebenslust,
Schwellt die ungeduld’ge Brust.

     Und ihr Auge – Wonne würd’ ihn tödten,
Schlöß’ es sich dem fremden Tage nicht.

275
Ach! sie drückt mit schüchternem Erröthen

An des Jünglings Busen ihr Gesicht.
Liebe! Liebe! stammeln Beyder Zungen,
Und die Seelen, ganz in eins verschlungen,
Hemmt ein Kuß im schwesterlichen Flug,

280
Mit geheimnißvollem Zug.
Schlegel.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1797. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1797_141.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)