Seite:Schiller Musenalmanach 1797 150.jpg

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Unablässig beugt, ein Spiel der Winde,

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An dem Hügel sich die hohe Linde,

Beben alle Gräschen um mich her.
Während dort, versteckt in Blüthenzweigen
Tief im Thal noch alle Lüftchen schweigen,
Säuselt hier kein lauer Zephir mehr.

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Sieh, dort flieht, vom schnellen Sturm ereilet,

Noch ein Sonnenblick, der nirgends weilet,
Schnell verlöschend durch die weite Flur,
Und ein Schauer fliegt den Ungewittern
Leicht voran, und dringt mit bangem Zittern

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Tief in die erschütterte Natur.


Und mit länger nicht verhaltnem Grimme
Rollet nun des Donners laute Stimme,
Und der Himmel und die Erde schwankt,
Dünste fahren auf in lohe Flammen,

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Staubgewölke ballen sich zusammen,

Und des Tages matter Schein erkrankt.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1797. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1797_150.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)