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Hölty’s Geist.

Hast du die Kunde vernommen vom fernherwandernden Landmann?
     Bei Mariensees Gräbern ist Hölty gesehn.
Sinnend las der Geist im Geflimmer des Mondes die Schriften,
     Deren heiliger Ernst schon sich im Moose verbarg.

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Kränze hängt’ er um jegliches Grab entschlummerter Bräute,

     Und in der Harfe Getön sang er ein klagendes Lied.
Dann verlor er sich sanft am leuchtenden Fenster der Kirche,
     Aber am schwarzen Altar flammte noch lange die Schrift:
„Wer sich der Erd’ unschuldig gefreut, bis er Asche geworden,

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     Hat der Seligen Glück schon auf der Erde gekannt!“
Woltmann.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1797. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1797_196.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)