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     Das hört der Gastfreund mit Entsetzen:

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Fürwahr, ich muß dich glücklich schätzen,

Doch, spricht er, zittr’ ich für dein Heil!
Mir grauet vor der Götter Neide,
Des Lebens ungemischte Freude
Ward keinem Irdischen zu Theil.“

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     Auch mir ist alles wohl gerathen,

Bey allen meinen Herrscherthaten
Begleitet mich des Himmels Huld,
Doch hatt ich einen theuren Erben,
Den nahm mir Gott, ich sah ihn sterben,

60
Dem Glück bezahlt’ ich meine Schuld.


     Drum, willst du dich vor Leid bewahren,
So flehe zu den Unsichtbaren,
Daß sie zum Glück den Schmerz verleyhn.
Noch keinen sah ich frölich enden,

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Auf den mit immer vollen Händen

Die Götter ihre Gaben streun.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1798. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1798_027.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)