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     Die Erd’ und Himmel schön in sich vereint?

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Laßt sehn denn, wie ich schaffend neu sie bilde.

     Der Mutterboden beut den Stoff mir schon,
     Das Leben dann die himmlischen Gefilde.
So spricht in sich der Themis weiser Sohn,
     Und geht an’s Werk mit sinnender Geberde,

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     In reiner Flut erweichend reinen Thon.

Er formet sorgsam, daß die Bildung werde
     Wie der Entwurf sie fodert: schon erhebt
     Der neue Mensch sein Antliz von der Erde,
Voll leichter Kraft, die scheinbar ihn belebt,

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     Die Arme schwellt, die breite Brust ihm ründet,

     Und gleichgewogen durch die Glieder strebt.
Das edle Haupt, die feste Stirn verkündet
     Ein Wesen, wohl gefaßt auf Freud’ und Leid,
     Kühn, lebensfroh, und in sich selbst gegründet.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1798. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1798_055.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)