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Kunst und Liebe.


Wandeln nicht viele Geister schon im Orkus,
Weil der Körper noch träge hier sich quälet,
Sonn’ und Mond sie wechseln und gehn vorüber,
     Sieh, er bemerkt’s nicht.

5
Wunderlich stehn sie da im Frühlingslichte,

Umgetrieben von tosenden Weltgeschäften;
Keinen Ton der singenden Schöpfung in ihr
     Enges Gefängniß!

Gütige Gottheit! höre, was ich bitte,

10
Noch thun rauschende Wälder, bunte Blumen,

Nachtigallen, Lerchen, das Frühlingsleben
     Mit mir befreundet;

Thränen bezahl’ ich noch den großen Meistern,
Ihre Schöpfung entrückt mir weltlich Treiben,

15
Daß ich gleich dem Trunkenen frölich taumle

     Sonnengeblendet,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1799. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1799_036.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)