Seite:Schiller Musenalmanach 1799 087.jpg

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„Was sie schönes hat und holdes,
Laß es mir unsterblich seyn,
Und des Ruhmes und des Goldes
Sey, so viel du wünschest, dein.“

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     Die ein Sohn des Zeus erkohren,

Spricht der Mahler froh entzückt,
Ist, zum Götterloos gebohren,
Schon der Sterblichkeit entrückt.
Ja du sollst die Göttin schauen,

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Wie sie halb noch knieend schwebt,

Wie die Locken um sie thauen,
Da sie aus dem Schaum sich hebt.
     Still gesenkt die Augenlieder
Folgt Kampaspe dem Geheiß,

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Hinzuleihn die zarten Glieder

In des Künstlers Zauberkreis.
Sie enthüllt sich, und erröthend
Flieht sie in sich selbst zurück;
Sterbend und in Glut ertödtend

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Schwimmt ihr süßverwirrter Blick.

     Und sie neigt sich, an Geberden,
Wie an Haupt und Leib und Brust,
Aphrodite ganz zu werden,
Ohne Zwang und unbewußt.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1799. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1799_087.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)