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Zigeunerinn.

     „Kommt nun dieselbige Stunde zurück,
Wie still michs kränket und schmerzet!
Ich habe das nahe, das einzige Glück
Verscherzet.

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Ich armes Mädchen ich war zu jung,

Es war mein Bruder verrucht genung
So schlecht an dem Liebsten zu handeln.“

Der Dichter.

     So ging das schwarze Weib in das Haus,
In den Hof zur springenden Quelle,

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Sie wusch sich heftig die Augen aus,

Und helle
Ward Aug’ und Gesicht, und, weiß und klar,
Stellt sich die schöne Müllerinn dar,
Dem erstaunt, erzürnten Knaben.

Müllerinn.

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     Ich fürchte fürwahr dein erzürnt Gesicht,

Du Süßer, Schöner und Trauter!
Und Schläg’ und Messerstiche nicht,
Nur lauter
Sag ich von Schmerz und Liebe dir,

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Und will zu deinen Füßen hier,

Nun leben oder auch sterben.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1799. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1799_131.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)