Seite:Schiller Musenalmanach 1799 160.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
195
Hin kniet’ ich vor dem Christuskinde,

Und reinigte mein Herz von Sünde,
Drauf gürt’ ich mir im Heiligthum
Den blanken Schmuck der Waffen um,
Bewehre mit dem Spieß die Rechte,

200
Und nieder steig ich zum Gefechte.

Zurücke bleibt der Knappen Troß,
Ich gebe scheidend die Befehle,
Und schwinge mich behend aufs Roß,
Und Gott empfehl ich meine Seele.

205
     Kaum seh ich mich im ebnen Plan,

Flugs schlagen meine Docken an,
Und bang beginnt das Roß zu keuchen,
Und bäumet sich und will nicht weichen,
Denn nahe liegt, zum Knäul geballt,

210
Des Feindes scheußliche Gestalt,

Und sonnet sich auf warmem Grunde,
Auf jagen ihn die flinken Hunde,
Doch wenden sie sich pfeilgeschwind
Als es den Rachen gähnend theilet,

215
Und von sich haucht den giftgen Wind,

Und winselnd wie der Schakal heulet.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1799. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1799_160.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)