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Der Arzt.


     Von der Krankheit Glut verzehret
Lag des Königs einz’ger Sohn.
Alles, was die Kunst gewähret,
Ward zur Rettung seines Lebens

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Angewandt, doch nur vergebens;

Allem sprach das Uebel Hohn.
     Und der Vater saß am Bette,
Sah des Sohnes Leben fliehn:
O wer ist, der mir ihn rette?

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Alle Schätze, alle Gaben,

Was er fordert soll er haben,
Nur erhalten soll er ihn!
     Aber auf dem stillen Zimmer
Härmt die junge Mutter sich

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Einst im vollen Jugendschimmer

Ließ um sie der Jüngling werben,
Und sie sieht den Liebling sterben,
Dessen Bild ihr nie erblich.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1799. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1799_183.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)