Seite:Schiller Musenalmanach 1800 101.jpg

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Mit dem weiten Gewand umhüllend, lehnt’ an den Marmor
Sie die brennende Stirn und achtet nicht auf des Vaters
Rasches Zürnen, der heftig verweisende Worte ihr zurief.
Weibliche Schwäche nur sah der Greis in dem Schmerze des Mädchens,

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Der, vergebens bekämpft, nun leidenschaftlich hervorbrach.


     Doch die Weinende nicht mißdeutend blickte der Jüngling,
Aengstlich stumm, nach ihr. Was leis’ ein dunkles Gefühl ihm
Zugeflüstert, dies sagt ihm lauter nun die Gewißheit.
Zartes Erbarmen zog und sanft verführendes Mitleid

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Zu der Liebenden ihn, er fühlte beschämt in der Brust sich
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1800. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1800, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1800_101.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)