Seite:Schiller Musenalmanach 1800 228.jpg

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Er lernt den Trost zu weinen und zu hoffen,
Doch fühlt er schon wie viel das Glück versagt.

Die Hoffnung ging mit ihm aus seiner Wiege
Und malt’ ihm seiner Zukunft Feenland,

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Bis dieser Traum, des Glückes schöne Lüge,

Im kalten Arm der Wirklichkeit verschwand.

Im Sturme, wie der Kahn im Oceane,
Wankt er am Arm des Zufalls ungewiß,
Im Hauch der Zeit entflattern seine Plane,

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Der kalt und rauh die Täuschung ihm entriß.


Der Mann tritt in des Lebens heiße Zone,
Hier welkt der Blüthenkranz der Phantasie.
Er sucht und bricht der Weisheit Lorbeerkrone,
Und hascht das Schattenbild der Wahrheit nie.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1800. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1800, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1800_228.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)