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so mußten die Waffen unsrer Fürsten Karln V. einen Religionsfrieden abnöthigen; ein Gustav Adolf mußte den Bruch dieses Friedens rächen, und ein neuer allgemeiner Friede ihn auf ewig begründen. Städte mußten sich in Italien und Teutschland erheben, dem Fleiß ihre Thore öffnen, die Ketten der Leibeigenschaft zerbrechen, unwissenden Tyrannen den Richterstab aus den Händen ringen, und durch eine kriegerische Hansa sich in Achtung setzen, wenn Gewerbe und Handel blühen, und der Ueberfluß den Künsten der Freude rufen, wenn der Staat den nützlichen Landmann ehren, und in dem wohlthätigen Mittelstande, dem Schöpfer unsrer ganzen Kultur, ein dauerhaftes Glück für die Menschheit heran reifen sollte. Teutschlands Kaiser mußten sich in Jahrhundertlangen Kämpfen mit dem römischen Stuhl, mit ihren Vasallen, und mit eifersüchtigen Nachbarn entkräften – Europa sich seines gefährlichen Ueberflusses in Asiens Gräbern entladen; und der trotzige Lehen-Adel in einem mörderischen Faustrecht, Römerzügen und heiligen Fahrten seinen Empörungsgeist ausbluten: wenn das verworrene Chaos sich sondern, und die streitenden Mächte des Staats in dem gesegneten Gleichgewicht ruhen sollten, wovon unsre jetzige Muße der Preiß ist. Wenn sich unser Geist aus der Unwissenheit herausringen sollte, worin geistlicher und weltlicher Zwang ihn gefesselt hielt: so mußte der lang erstickte Keim der Gelehrsamkeit unter ihren wüthendsten Verfolgern aufs neue hervorbrechen, und ein Al Mamun den Wissenschaften

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? In: Der Teutsche Merkur. 4. Bd., 1789. S. 105-135. [Hofmann], Weimar 1789, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Universalgeschichte.pdf/19&oldid=- (Version vom 1.8.2018)