Seite:Schiller Universalgeschichte.pdf/9

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bey ihm die Arbeit sich durch die Arbeit verjünget. Das Kleine selbst gewinnt Größe unter seiner schöpferischen Hand, da er dabey immer das Große im Auge hat, dem es dienet, wenn der Brodgelehrte in dem Großen selbst nur das Kleine sieht. Nicht was er treibt, sondern wie er das, was er treibt, behandelt, unterscheidet den philosophischen Geist. Wo er auch stehe und wirke, er steht immer im Mittelpunkt des Ganzen; und so weit ihn auch das Objekt seines Wirkens von seinen übrigen Brüdern entferne, er ist ihnen verwandt und nahe durch einen harmonisch wirkenden Verstand, er begegnet ihnen wo alle helle Köpfe einander finden. Soll ich diese Schilderung noch weiter fortführen, meine H. H. oder darf ich hoffen, daß es bereits bey Ihnen entschieden sey, welches von den beyden Gemählden, die ich Ihnen hier vorgehalten habe, Sie Sich zum Muster nehmen wollen? Von der Wahl, die Sie zwischen beyden getroffen haben, hängt es ab, ob Ihnen das Studium der Universalgeschichte empfohlen oder erlaßen werden kann. Mit dem Zweyten allein habe ich es zu thun; denn bey dem Bestreben, sich dem Ersten nützlich zu machen, möchte sich die Wissenschaft selbst allzuweit von ihrem höhern Entzweck entfernen, und einen kleinen Gewinn mit einem zu großen Opfer erkaufen.

Ueber den Gesichtspunkt mit Ihnen einig, aus welchem der Werth einer Wissenschaft zu bestimmen ist,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? In: Der Teutsche Merkur. 4. Bd., 1789. S. 105-135. [Hofmann], Weimar 1789, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Universalgeschichte.pdf/9&oldid=- (Version vom 1.8.2018)