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Albert Gümbel: Sebald Schreyer und die Sebalduskapelle zu Schwäbisch-Gmünd. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 16, S. 125–150

erben diesen brieve, von gerichtswegen versigelt mit des obgenennten schultheisen insigel und och darzu der ersamen leit Walthers von Rinderbach und Johannsen Burgers, Taler genant, zweier richter und burger zu Gmůnd, eigen insigeln, die sie von unser haiße wegen gehenkt hand an disen brief. Und wir, die vorgenent, der schultheise und och die zwen richter, verjehen sunderbar offenlich an disem brieve, das die vorgeschriben urteil also von gericht gescheen und vollefurt ist und haben darum von gerichts unsrin aigen insigel gehenkt an disen brieve zu gezeugnus diser urteil und aller vorgeschriben dinge. Do dise urteil gesprochen ward und der brief ward geben, do zalt man von Crists geburt dreizehenhundert und zweiundsibenzig jare des fritags nach sant Ulrichsdag, als och vorgeschriben stat. –

Über den Bau der Sebalduskapelle und die Stiftung der Altartafel selbst nun erzählt uns Schreyer folgendes:[1]

Item Sebolt Schreier hat zu Gmund, als er in dem vorgemelten sterben[2] des funfzehenhunderstenundfunften jars daselbst gewest, gesehen und erfaren, das man an solichem ende von dem heilingen peichtiger sant Sebolt nichzit gewist hat, deßhalb er geursacht ist worden die carmina »Regie stirpis etc.«,[3] von ime, ut libro C folio 70 begriffen, gemacht und getruckt, dahin ze bringen und hat die, auf tefelin oder pretlein gemacht, durch Hern Hansen Apenses, vikari in unser lieben frauen kirchen daselbst, der eins briesterlichen lebens und von meniklichs solichs seins lebens halb lieb gehabt gewest ist, in alle kirchen derselben stat Gmund, auch in etliche ander kirchen auf dem land austeilen und aufmachen laßen, auf das derselbig heilig in solcher


  1. Kopialbücher tomus F., fol. 138 r. ff.
  2. Schreyer hatte vorausgehend schon von seiner Flucht nach Schwäbisch-Gmünd gesprochen und zwar im Zusammenhang mit seiner und seiner Ehefrau Aufnahme in die von den Priestern bei U. L. Fr. gebildete Bruderschaftsgesellschaft. Es wird unten Gelegenheit sein, nochmals darauf zurückzukommen.
  3. Gemeint ist die von Celtis im Jahre 1493 auf Anregung Schreyers gedichtete saphische Ode auf den hlg. Sebald, welche mit den Worten beginnt: »Regiae stirpis soboles Sebalde etc.« Schreyer sagt darüber an anderer Stelle selbst: Item Sebolt Schreyer, dazumalen kirchenmeister des gotzhaus Sebaldi, hat bei Cunraden Celtis, poeten, den er etlich zeit darum bei im gehabt hat, sovil angeregt, das er got zu lob und sant Sebolt, seinem patron, zu eren auf sein angeben etliche carmina von seinem leben gemacht, so er im am abent des gemelten s. Sebolts, den XVIII. augusti, anno etc. 14C und im 93. geantwort hat, lautende wie darnach …
    Eine schöne Wiedergabe der ersten Ausgabe der Ode vom Jahre 1493 mit dem Holzschnitt von Wolgemut sowie auch der zweiten Ausgabe mit dem Dürerschen h. Sebald vom Jahre 1501 siehe bei Dodgson im Jahrbuch der k. k. Sammlungen des Allerh. Kaiserhauses. Bd. XXIII, Heft 2.
    Sebald Schreyer benützte nicht den Dürerschen Stich, sondern den ältern zur Verteilung, wie aus seinem Zitat »liber C, fol. 70« hervorgeht, denn der so bezeichnete Druck ist kein anderer, als der heute in einem Codex des Germanischen Museums befindliche, von Dodgson a. a. O. p. 46 geschilderte, aus Schreyers Besitz selbst stammende Nürnberger.
Empfohlene Zitierweise:
Albert Gümbel: Sebald Schreyer und die Sebalduskapelle zu Schwäbisch-Gmünd. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 16, S. 125–150. Schrag, Nürnberg 1904, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sebald_Schreyer_und_die_Sebalduskapelle_zu_Schwaebisch-Gmuend.pdf/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)