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Daß auch das von Semper auf Taf. XII, Fig. 2, abgebildete feste Scherenglied zu dieser Art gehört, erscheint mir zweifelhaft; ich vermisse nämlich den großen Zahn, welcher bei der von mir abgebildeten Schere in der Nähe des Scherengrundes steht.

Operculum. Die Figur 2 auf Taf. IV stellt den Medianlappen des Operculums von Pterygotus Barrandei dar, der mir in mehreren Abdrücken vorliegt.

Dieser Lappen besitzt eine zungenförmige Gestalt und zeigt eine eigentümliche Zeichnung. In der Medianlinie verläuft ein schwach angedeuteter Kiel, der übrigens bei anderen Exemplaren als Furche erhalten ist. Zuweilen ist er beiderseits noch von einem ganz schwachen Kiel begleitet. Außer diesen Kielen bemerkt man zahlreiche Falten. Ein Teil von diesen stößt unter einem spitzen Winkel in der Medianlinie zusammen; die Scheitel dieser Winkel sind gegen das Ende des Lappens gerichtet. Die Falten, die in der Nähe des Endabschnittes des Lappens auftreten, stoßen nicht unter einem Winkel zusammen, sondern divergieren und zeigen die Tendenz einer mehr oder weniger parallelen Anordnung.

Huxley bildet, fälschlicherweise als Epistoma, mehrere Opercula von Pterygotus anglicus ab (Taf. III), denen die oben beschriebenen ähnlich sind. Zwar ist die äußere Gestalt und auch die Anordnung der Falten nicht ganz übereinstimmend. Die Abbildungen Huxleys lassen nur radiär angeordnete Falten am Ende des Lappens erkennen und, was die Gestalt betrifft, so ist das Ende des Lappens mehr gerundet und die Mitte mehr eingeschnürt als bei Pterygotus Barrandei. Doch ersieht man schon aus den Abbildungen Huxleys, daß die äußere Gestalt sehr wechselt. Fig. 7 stimmt übrigens ganz gut mit dem von mir abgebildeten Medianlappen.

Soviel steht aber jedenfalls fest, daß kein Operculum eines anderen Pterygotus mehr mit dem mir vorliegenden übereinstimmt, als das von Pterygotus anglicus. Mit Rücksicht auf die nahe Verwandtschaft von Pterygotus anglicus und Pterygotus Barrandei wird man daher keinen Fehlgriff tun, wenn man die in Frage stehenden Medianzipfel zu Pterygotus Barrandei stellt, wie ich es oben getan habe.

Pterygotus Barrandei hat sich bis jetzt in e1 und e2 gefunden. Die von mir bearbeiteten Stücke stammen von Podol Dvorce auf der Stufe e1β. Barrande hat diese Art aus der Stufe e2 von Dvorec, Semper aus derselben Stufe von Dlouhá hora beschrieben.


Pterygotus nobilis Barr.
Textfigur 1.
Barrande. Taf. XVIII, Fig. 10.
Semper. Taf. XII, Fig. 9 und Textfigur 7.

Ohne Bedenken glaube ich, das vorliegende Scherenglied (siehe Textfigur 1) hieher stellen zu können. Von den beiden Zähnen am Scherengrunde ist zwar infolge der schlechten Erhaltung nur einer deutlich zu sehen, aber die Gestalt und Anordnung der übrigen Zähne wie auch der ganze äußere Umriß stimmt recht gut mit der Abbildung Barrandes und Sempers.

Textfig. 1. Pterygotus nobilis Barr. Scheerenglied. Podol Dvorce (e1β).

An dem von mir abgebildeten Stücke sieht man auch gut das Scherenende; es ist ähnlich gestaltet wie bei Pterygotus buffaloensis Pohlmann und bei Pterygotus bohemicus Barr.

Ein zweites Bruchstück, das mir vorliegt, hat Ähnlichkeit mit Sempers Textfigur 7.

Beide Stücke stammen aus e1β, und zwar von Podol Dvorce.


Empfohlene Zitierweise:
Fritz Seemann: Beiträge zur Gigantostrakenfauna Böhmens. Wilhelm Braumüller, Wien und Leipzig 1906, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seemann_Gigantostrakenfauna.djvu/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)